Fabian Busch ist Hauptstadt-Korrespondent des redaktionellen Angebots von Web.de; neben dem E-Mail-Dienst liefert Web.de (und identisch auf GMX und 1&1) ein ordentliches redaktionelles Angebot mit einer etwa 70-köpfigen Mannschaft – da läuft also nicht nur ein dpa-Feed automatisiert ein. Fabian Busch arbeitete für den „Mannheimer Morgen“, schrieb für Süddeutsche, Taz und dpa. Seit 2021 ist er Hauptstadt-Korrespondent, berichtet im Schwerpunkt über Außen-, Verteidigungs- und Gesundheitspolitik und beobachtet die CDU und die Grünen.
Warum berichtet ein E-Mail-Anbieter über Politik und hat dafür sogar einen Hauptstadtkorrespondenten?
Die Menschen kommen nicht nur zum Lesen und Schreiben ihrer E-Mails zu uns. Unser News-Angebot hat eine sehr hohe Reichweite. Laut dem Digital News Report des Reuters Institute nutzen zwölf Prozent der Deutschen regelmäßig unsere Nachrichten auf WEB.DE, bei GMX sind es weitere zehn Prozent. Das bringt eine große Verantwortung mit sich. Unsere Nutzerschaft deckt praktisch die ganze Gesellschaft ab: vom Bürgergeld-Empfänger bis zur Uni-Professorin. Wir erreichen dabei verhältnismäßig viele Menschen, die von anderen Medien nicht mehr erreicht werden. Unsere Redaktion mit Sitz in München informiert deshalb umfassend über politische Entscheidungen und ordnet sie ein. Mit dem Berliner Büro sind wir in der Hauptstadt präsent – und haben so die Möglichkeit, Politikthemen vor Ort so umzusetzen, wie wir es für richtig halten.
Was ist Dir wichtig, wenn Du aus Berlin berichtest? Was ist für Dich eine gute Geschichte für Dein Publikum?
Aus meiner Sicht muss ein guter Beitrag die Leserin und den Leser an die Hand nehmen, darf nicht zu viel Fachwissen voraussetzen, muss verständlich geschrieben sein, sollte auf Widersprüche und unterschiedliche Meinungen hinweisen – aber nicht selbst Stellung beziehen. Wir fassen zusammen, erklären und analysieren. Wir verzichten aber weitgehend auf die Darstellungsform Kommentar. Unsere Nutzerinnen und Nutzer melden uns immer wieder zurück, dass sie unsere Objektivität schätzen und nicht in eine politische Richtung geschoben werden wollen. Inhaltlich konzentrieren wir uns auf Themen, die für das Publikum relevant sind. Die Krankenhausreform oder den Zustand der Bundeswehr finde ich zum Beispiel wichtiger als Berliner Polit-Gerüchte oder fraktionsinterne Flügelkämpfe.
Du hast in der Redaktion von WEB.DE und GMX im September 2021 angeheuert, also genau richtig zur Bundestagswahl. In knapp 18 Monaten ist es wieder soweit. Was erwartest Du?
Ich bin in der Politik kein guter Wahrsager – die Ampel-Koalition habe ich bis kurz nach der Bundestagswahl für unwahrscheinlich gehalten. Aber ich versuche es: In der Bevölkerung ist durch die schnelle Abfolge von Krisen und Konflikten, durch den Dauerstreit der Parteien und zum Teil durch schlechtes Management viel Vertrauen verlorengegangen. Die kommende Bundestagswahl wird wahrscheinlich ein Einschnitt in der bundesdeutschen Wahlgeschichte sein. Ich glaube aber nicht, dass die etablierten Parteien so schlecht abschneiden, wie sie derzeit in Umfragen dastehen. In anderthalb Jahren kann noch viel passieren. Reformen werden erste Wirkungen zeigen, die Konjunktur wird 2025 anziehen. Wenn nicht eine neue Krise dazwischenkommt.