Streit zwischen "Berliner Zeitung" und "Spiegel", Aufspaltung bei Axel Springer, "taz" stellt Print ein, RBB will Vergleichsverhandlungen im Kündigungsstreit, Intransparentes "Nius"-Geschäftsmodell

Nachrichten

„Berliner Zeitung“ kritisiert „Spiegel“-Berichterstattung in offenem Brief an Chefredaktion: In einem offenen Brief an die Chefredaktion des „Spiegel“ äußern die Chefredaktion und Herausgeber der „Berliner Zeitung“ scharfe Kritik an der Berichterstattung über ihren Verlag. Hintergrund ist ein Artikel mit dem Titel „Die Alternativmedienmacher“, der am 27. September 2024 veröffentlicht wurde. Die Verantwortlichen der „Berliner Zeitung“ werfen dem „Spiegel“ vor, ihre Arbeit zu diffamieren und dabei ignorante Vorurteile zu bedienen, indem er anonymen, negativen Aussagen ehemaliger Mitarbeiter mehr Gewicht verleiht als aktuellen, positiven Stimmen. Sie fordern eine sachliche und umfassende Auseinandersetzung mit ihrer publizistischen Ausrichtung und der Transformation des Verlags. Der Brief hebt die Bedeutung eines konstruktiven Diskurses in der Medienlandschaft hervor und warnt vor einem „strukturellen Defizit“ im „Spiegel“. Die „Berliner Zeitung“ kündigt an, weiterhin für unabhängigen und kritischen Journalismus einzutreten. berliner-zeitung.de

  • „Spiegel“-Kritik von Stefan Kuzmany an „Berliner Zeitung“ sorgt für Streit mit Verlegerpaar Friedrich. meedia.de
  • Holger Friedrich, Verleger der „Berliner Zeitung“, lädt erneut die Chefredaktion des „Spiegel“ zur Diskussion über die als diskreditierend empfundene Berichterstattung des Magazins über Ostdeutschland ein. berliner-zeitung.de
  • „Berliner Zeitung“ verklagt den „Spiegel“ wegen Falschbehauptungen, Ende Oktober wird ein Urteil des Landgerichts München erwartet. kress.de

Berliner Journalistenpreis „Der lange Atem“ verliehen: Ausgezeichnet wurden in der Kategorie „Der klassische lange Atem“. Die Recherchen des Journalisten Christian Schweppe zeigen erstmals das ganze Ausmaß des Versagens rund um den Bundeswehr-Abzug aus Afghanistan, dessen Leidtragende vor allem die afghanischen Ortskräfte wurden. Die Berichte wurden in der Zeit und dem Pioneer veröffentlich. Anna Sprockhoff wurde in der Kategorie „Local Hero“ ausgezeichnet. Sie hat für die „Märkische Allgemeine Zeitung“ aufgedeckt, dass Menschen mit Behinderungen allein aufgrund der Beantragung einer Parkkarte gezwungen wurden, mit verkehrsmedizinischen Gutachten ihre Fahreignung nachzuweisen. Als beste „Newcomerin“ wurde Maja Goertz ausgezeichnet. In dem von ihr gegründeten „Semikolon-Blog“ thematisiert sie psychische Erkrankungen und leistet so einen Beitrag zur Entstigmatisierung. Während Maja Goertz die journalistische Arbeit übernimmt – deren Ergebnisse immer von einer Psychotherapeutin redigiert werden – verantwortet Linn Reusse die künstlerische Gestaltung und malt die Protagonist:innen. djv-berlin.de

Axel Springer kündigt geplante Aufspaltung an: Axel Springer plant eine weitreichende Umstrukturierung, bei der das Mediengeschäft von den Rubriken-Geschäften, wie Job- und Immobilienportalen, getrennt werden soll. KKR und CPP Investments sollen die Mehrheit an Unternehmen wie Stepstone und Aviv übernehmen, während der Medienbereich, inklusive Marken wie „Bild“, „Welt“ und „Politico“, in den Besitz von Friede Springer und Mathias Döpfner übergeht. Der Vorstandsvorsitzende Döpfner informierte die rund 18.000 Mitarbeiter in einer emotionalen Nachricht über die Pläne. Die finale Transaktion wird für das zweite Quartal 2025 erwartet, vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen. Im Zuge der Neuaufstellung scheiden Jan Bayer, Ralph Büchi und Julian Deutz aus ihren bisherigen Funktionen aus. Der neue Vorstand wird von Mathias Döpfner geleitet und umfasst Mark Dekan (CFO) sowie Claudius Senst (COO). kress.de, handelsblatt.com, manager-magazin.de, kress.de

„taz“ stellt werktägliche Printausgabe im Oktober 2025 ein: Die „taz“ wird ihre letzte werktägliche gedruckte Ausgabe am 17. Oktober 2025 veröffentlichen. Dies gab die Geschäftsführung auf der Generalversammlung der „taz“ Verlagsgenossenschaft bekannt. Künftig erscheint die „taz“ werktags nur noch digital, während die Wochenend-Ausgabe weiterhin als Printversion gedruckt wird. Dieser Schritt, der bereits seit 2018 diskutiert wurde, wurde von 77 Prozent der Genossenschaftsmitglieder unterstützt. Die „taz“ sieht dies als wichtigen Schritt zur Sicherung ihrer wirtschaftlichen Zukunft und zur Stärkung ihres digitalen Angebots. Grund für den Schritt ist der anhaltende Rückgang der Abonnentenzahlen bei der gedruckten Ausgabe, während digitale Angebote wie das E-Paper und das freiwillige Bezahlmodell „taz zahl ich“ wachsen. Leser haben bereits positiv auf den Wechsel reagiert: Über 80 Prozent wollen auch nach der Umstellung ein Abo abschließen. Ein Stellenabbau sei laut der „taz“ nicht geplant, und alle rund 350 Mitarbeiter sollen erhalten bleiben. taz.de, kress.de, kress.de

Gesellschaftliche Polarisierung, Künstliche Intelligenz und die Krise des Lokaljournalismus – Medien, Journalismus und die demokratische Debatte sind mit tiefgreifenden Umbrüchen konfrontiert. Auf der gleichnamigen Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung am Freitag, 22. November von 12 bis 18 Uhr wird ein Raum geboten, um diese aktuellen und künftigen Herausforderungen zu diskutieren. Dabei sollen die Handlungsmöglichkeiten für eine freie und vielfältige mediale Öffentlichkeit in der Gegenwart und Zukunft beraten werden. Den Link zur kostenlosen Anmeldung, weiterführenden Informationen und das aktuelle Programm finden Sie hier.

RBB strebt Vergleichsverhandlungen im Kündigungsstreit an: Der Rundfunk Berlin-Brandenburg RBB will im Kündigungsstreit mit ehemaligen Führungskräften Vergleichsverhandlungen führen, um außergerichtliche Einigungen zu erzielen. RBB-Intendantin Ulrike Demmer äußerte in der Sitzung des Rundfunkrats in Potsdam, dass es in den laufenden juristischen Verfahren „Unwägbarkeiten“ gebe und das Ziel eine wirtschaftliche Lösung sei. Eine für den 24. September angesetzte mündliche Verhandlung im Rechtsstreit mit dem ehemaligen Verwaltungschef Hagen Brandstäter wurde überraschend vom Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg abgesagt, nachdem beide Parteien einen übereinstimmenden Antrag eingereicht hatten. Der neue Verhandlungstermin wird festgelegt, wenn eine der Parteien dies beantragt. Im Streit geht es unter anderem um ein hohes Ruhegeld für Brandstäter, dessen Kündigung vom Arbeitsgericht Berlin vor einem Jahr bestätigt wurde. Das Gericht entschied, dass sein Vertrag von 2018 aufgrund sittenwidriger Ruhegeld-Regelungen nichtig sei, was auch Ansprüche auf Ruhegeldzahlungen und Hinterbliebenenversorgung ausschließt. medien.epd.de

Internationale Auszeichnung für Radiomacherin: Die Moderatorin von „Xpat-Berlin“ auf JazzRadio Sigrid Arteaga und ihre Produzentin Lyria Messahel wurde bei den International Women in Business Awards in Bronze ausgezeichnet. Jeden Dienstag um 19 Uhr liefert die Sendung praktische Ratschläge, die Expats dabei helfen, sich im Berliner Alltag zurechtzufinden. Von der deutschen Kultur und ihren „Selbstverständlichkeiten“ bis hin zur Bewältigung alltäglicher Herausforderungen ist Xpat-Berlin Ihre Anlaufstelle, damit Sie sich in Berlin wie zu Hause fühlen. jazzradio.net

Sondergutachten der KEF – Einsparpotentiale im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und drohende Konflikte: Ein neues Sondergutachten der Finanzkommission KEF beleuchtet mögliche Einsparungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die Auswirkungen auf den Rundfunkbeitrag. Während kurzfristig, bis Ende 2028, keine signifikanten Einsparungen zu erwarten sind, bieten mittel- und langfristige Maßnahmen wie Immobilienverkäufe, Programmstreichungen und Zusammenlegungen von Infrastrukturen Potenzial für größere Einsparungen. Die Rundfunkkommission der Bundesländer plant eine Reform des ÖRR, die Ende Oktober von den Ministerpräsidenten unterzeichnet werden soll, während gleichzeitig eine Beitragserhöhung von 58 Cent auf 18,94 Euro zum Jahreswechsel genehmigt werden muss. Die KEF weist darauf hin, dass Rücklagen zur Kompensation eines möglichen Einnahmeausfalls nicht zur Verfügung stehen, was Konflikte über die Beitragserhöhung wahrscheinlich macht. Wenn mehrere Bundesländer ihre Zustimmung verweigern, könnten die Rundfunkanstalten erneut Klage beim Bundesverfassungsgericht erheben. welt.de, horizont.net

Transparenzmangel beim Geschäftsmodell von „Nius“: Das neu gestartete Nachrichtenportal „Nius“, gegründet von Ex-„Bild“-Chef Julian Reichelt und finanziert von Unternehmer Frank Gotthardt, wirbt mit einem Jahresabo von 99 Euro für zahlende Abonnenten. Laut Sprecher Oliver Bruzek bietet das Format sowohl frei zugängliche Inhalte als auch spezielle Angebote für Abonnenten. Die genaue Art der Abo-Inhalte bleibt jedoch unklar, da sie nicht transparent kommuniziert werden. Einzige beworbene Exklusivangebote sind eine Interviewshow und der Zugang zur Mediathek. Informationen zur Vermarktung der Plattform oder zu zukünftigen Marktstrategien gibt das Unternehmen nicht preis. Damit bleibt das Geschäftsmodell von „Nius“ und die vermeintliche „Stimme der Mehrheit“ im Unklaren, während die Plattform keine Rückfragen zu ihrer Transparenz beantwortet. kress.de

Neues Lehrbuch „Digitaler Journalismus“ von Lorenz Lorenz-Meyer erschienen: Der ehemalige Professor Lorenz Lorenz-Meyer hat sein Lehrbuch „Digitaler Journalismus“ veröffentlicht, das er gemeinsam mit Studierenden der Hochschule Darmstadt konzipierte und in der Berliner Staatsbibliothek geschrieben hat. Das Buch bietet 15 Lehreinheiten zu Themen wie Social Media, Datenjournalismus, KI, Crossmedia und Erlösmodellen und richtet sich an angehende Journalisten. Es ist ab sofort im Handel und auf der Frankfurter Buchmesse am Stand des Bielefelder transcript-Verlags erhältlich. linkedin.com

Eva Schulz und Jan Lorenzen erhalten den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis 2024 für ihre bedeutenden Beiträge zum kritischen Fernsehjournalismus. Eva Schulz wird für ihre Reihe über die politische Lage in Sachsen, Thüringen und Brandenburg gewürdigt, während Jan Lorenzen für seine Dokumentationen „Wir waren in der AfD – Aussteiger berichten“ und „Die große Angst: Zukunft in Ostdeutschland“ ausgezeichnet wird. Die Jury verleiht zudem einen Sonderpreis an Fabian Köster und Lutz van der Horst für ihr „heute-show spezial: Zwei Besserwessis im Osten“, das die Absurditäten moderner Wahlkämpfe humorvoll und scharf beleuchtet. Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Förderpreis 2024 geht an den freien Journalisten Paul Schwenn, der für seine akribischen Recherchen in unterschiedlichen Themenbereichen bekannt ist und nun eigene Dokumentationen gestaltet. hanns-joachim-friedrichs.de

Eine Lehramtsreferendarin wurde nach dem Beschluss des Oberverwaltungsgerichts aus dem Beamtenverhältnis entlassen, da sie ihre Tätigkeit als Moderatorin für die rechtsextremistische Videoplattform „Compact TV“ verschwiegen hatte. Das Gericht wies die Beschwerde der Betroffenen gegen einen Beschluss des Verwaltungsgerichts Frankfurt (Oder) zurück, das im Juni entschieden hatte, dass die Referendarin Zweifel an ihrer Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung aufwerfe. Die Gerichte befanden, dass die Lehramtsreferendarin, indem sie wesentliche Informationen über ihren beruflichen Werdegang vor ihrer Einstellung nicht offenlegte, arglistig getäuscht habe. Die „Compact“-Plattform steht seit längerem im Fokus der Sicherheitsbehörden, und das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft das zugehörige Magazin als rechtsextrem ein. spiegel.de

Kurzmeldungen

  • Der RBB übertrug Ende September das Twitch-Format „Politik & wir“ live im Fernsehen und brachte damit Twitch-Nutzer und TV-Zuschauer in einer gemeinsamen Diskussion zum Thema „Bahnfrust“ zusammen, um jüngere und ältere Generationen miteinander ins Gespräch zu bringen. rbb-online.de

Köpfe

  • Peter Huth übernimmt ab dem 1. November 2024 die Position des Senior Vice President und Global Head of Communications & Sustainability bei Axel Springer, nachdem Adib Sisani das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlässt. axelspringer.com
  • Christoph Keese, Gründer und Co-CEO von Axel Springer hy, verlässt die Geschäftsführung und wird von Sebastian Herzog abgelöst. new-business.de
  • Jakob Hanke Vela, derzeit Senior EU Correspondent bei Politico, wechselt Anfang 2025 als neuer Brüssel-Büroleiter zum Handelsblatt und tritt die Nachfolge von Moritz Koch an. new-business.de
  • Juliane Schütt bleibt trotz eines Abberufungsantrags aufgrund des Verdachts einer Interessenkollision Mitglied im Verwaltungsrat des RBB. rbb-online.de
  • Sandra Fritsch ist seit Anfang September neue Leiterin des RBB-Studios Cottbus und folgt damit auf Angelika Jordan, die in den Ruhestand gegangen ist. rbb-online.de
  • „Nius“-Chef Julian Reichelt erweitert die Sendestrecke am Morgen mit dem Journalisten Alexander Kissler, der zuvor für die „NZZ“ arbeitete, während Tim Thorer, ehemaliger Online-Chef von „Bild“, die Videoformate und die Homepage der Marke vorantreiben wird. kress.de
  • Thomas Feinen wird ab dem 1. Dezember 2024 neuer Co-Geschäftsführer bei Table Briefings und folgt somit auf Simon Kretschmer. medieninsider.com

Projekte und Recherchen

KI-Reifegrad-Report zeigt Optimierungspotenziale in Medienhäusern auf: Laut dem aktuellen KI-Reifegrad-Report von BDZV und Retresco haben lediglich 40 Prozent der befragten Medienhäuser einen verantwortlichen Ansprechpartner für Künstliche Intelligenz benannt. Die Umfrage unter Geschäftsführern und Chefredakteuren zeigt, dass 41 Prozent ihren redaktionellen KI-Reifegrad nur mit zwei von fünf möglichen Stufen bewerten. Der Bericht hebt zudem die Zugänglichkeit und Benutzerfreundlichkeit als entscheidende Faktoren für den Erfolg von KI-Anwendungen hervor. Obwohl 85 Prozent der Medien bereits generative KI einsetzen, erfolgt dies noch nicht flächendeckend. Besonders im Textbereich sind KI-Anwendungen verbreitet, während sie in den Bereichen Bild (34 Prozent), Video (18 Prozent) und Audio (16 Prozent) weniger häufig genutzt werden. 97 % der Befragten sehen in KI eine Möglichkeit zur Effizienzsteigerung und zur Verbesserung der inhaltlichen Qualität. Laut Retresco-CEO Johannes Sommer werden die Potenziale von generativer KI noch nicht voll ausgeschöpft. kress.de

Top-Nachrichtenseiten sperren KI-Zugriff, minderwertige Quellen profitieren: Laut einer Erhebung der Daten-Organisation News Guard haben 67 Prozent der führenden Nachrichten-Websites, die für hohe Faktengenauigkeit stehen, Systeme implementiert, um KI-Modelle von der Nutzung ihrer Inhalte auszuschließen. Dies führt dazu, dass Künstliche Intelligenz zunehmend auf minderwertige Nachrichtenquellen zurückgreifen muss, die ihre Inhalte für KI-Modelle freigeben. Die Abwehrhaltung hochwertiger Nachrichtenplattformen steht im Kontext der Diskussion um Urheberrechtsverletzungen. Diese Seiten, darunter „Der Spiegel“, „NBC News“ und der „Guardian“, fordern Lizenzgebühren von KI-Unternehmen, bevor sie deren Zugriff auf ihre Inhalte zulassen. Eine Analyse von News Guard zeigt, dass Websites mit niedrigen Bewertungen, die häufig falsche oder irreführende Informationen verbreiten, eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, in die Trainingsdaten von KI-Modellen aufgenommen zu werden. Dazu zählen Publikationen wie „The Epoch Times“ und „Zero Hedge“, die für ihre fragwürdigen Inhalte bekannt sind. Die Intransparenz der führenden KI-Unternehmen bezüglich der Datenquellen bleibt ein zentrales Problem, da unklar ist, welche Inhalte für ihre Chatbots verwendet werden. meedia.de

Vertrauen in Medien sinkt: Ostdeutsche Bevölkerung skeptischer: Eine aktuelle Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigt, dass eine überwältigende Mehrheit der Deutschen guten Journalismus und qualitativ hochwertige Medien für unverzichtbar hält. 88 Prozent der Befragten betrachten Journalismus als wichtig für die Gesellschaft, 91 Prozent halten ihn für entscheidend für das Funktionieren der Demokratie. Allerdings ist das Vertrauen in etablierte Medien, insbesondere in Ostdeutschland, deutlich niedriger: Nur 29 Prozent der Befragten dort vertrauen überregionalen Zeitungen, während der gesamtdeutsche Wert bei 57 Prozent liegt. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen wird von 77 Prozent als vertrauenswürdig eingestuft, regionale Tageszeitungen erreichen 65 Prozent. Im Gegensatz dazu gelten soziale Medien nur bei 12 Prozent als zuverlässig; 57 Prozent der Befragten halten viele Informationen dort für unglaubwürdig. Zudem sehen 89 Prozent die sozialen Netzwerke als verstärkenden Faktor für die gesellschaftliche Spaltung. Die Erhebung basiert auf Befragungen von Personen ab 16 Jahren in der gesamten Bundesrepublik. newsroom.de, mediendienst.kna.de

Deutsche Presseagentur erhält über 2 Millionen Euro Staatsförderung: Die dpa hat seit 2021 rund 2,3 Millionen Euro an staatlichen Fördergeldern für verschiedene Projekte erhalten, wie aus einer Recherche des „Medium Magazins“ hervorgeht. Der größte Teil, etwa 1 Million Euro, fließt in das Großprojekt „Jahr der Nachricht“, das zusammen mit dem Partnernetzwerk #UseTheNews junge Menschen über die Bedeutung vertrauenswürdiger Nachrichten informieren soll. Trotz der Kritik an der staatlichen Förderung und Bedenken bezüglich der Unabhängigkeit der Nachrichtenagentur weisen Geschäftsführer Peter Kropsch und Chef­redakteur Sven Gösmann diese Vorwürfe zurück. Kropsch sieht in der Kritik, vor allem aus konservativen Kreisen, ein „negatives Framing“ und betont, dass die Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen nicht problematisch sei. Er erklärt, dass es eine „Firewall“ zwischen den geförderten Projekten und der Redaktion gibt. Gösmann ergänzt, dass Fördergelder für die Redaktion keine Rolle spielen und der Fokus stets auf der Nachricht liege. turi2.de, shop.oberauer.com

BEST PRACTICE

Zukunft des Radios im vernetzten Auto: Laut Gereon Joachim, Vice President Automotive Sales & Strategy bei Xperi, gewinne das Radio im Kontext vernetzter Fahrzeuge zunehmend an Bedeutung. Immerhin bleibt das Radio bei über 90 Prozent der Bevölkerung beliebt, wobei die mobile Nutzung besonders hoch ist. Das geht aus einer Erhebung der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse hervor. Vernetzte Autos, die als „Supercomputer auf Rädern“ agieren, bieten nun neue Möglichkeiten zur Personalisierung des Audioerlebnisses. Trotz der zentralen Rolle des Radios in modernen Infotainmentsystemen hinkt die Branche in der Analyse von Hörerdaten hinterher. Um die Hörerbindung zu verbessern, sollten Sender präzise Daten über ihre Inhalte bereitstellen und die Nutzung von Metadaten optimieren. Lösungen wie DTS Auto Stage ermöglichen es, Inhalte basierend auf Nutzerpräferenzen intelligent zu empfehlen. Joachim warnt jedoch, dass die Verzögerung bei der Implementierung von Programm-Metadaten negative Auswirkungen auf das Nutzererlebnis haben könnte. Die Radiobranche muss diese Entwicklungen schnell aufgreifen, um im Wettbewerb mit digitalen Alternativen bestehen zu können. meedia.de

„FAZ“ nutzt KI zur Artikelzusammenfassung in Nachrichten-App: Die Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ hat seit September 2023 eine neue Funktion in ihrer Nachrichten-App eingeführt, die auf generativer KI basiert. Abonnenten erhalten die wichtigsten Informationen und Kernaussagen eines Artikels in vier prägnanten Punkten. Die KI-generierten Zusammenfassungen sind entsprechend gekennzeichnet, und Nutzer können diese bewerten oder Fehler melden. Für die Funktion verwendet die „FAZ“ ein GPT-Modell von Open AI, das den Artikeltext analysiert und zusammenfasst. Marina Sorg, Head of Product Development, berichtet, dass durch kontinuierliche Qualitätsprüfungen eine hohe Zusammenfassungsqualität erreicht wurde, auch wenn derzeit 1 bis 1,5 Prozent als fehlerhaft gemeldet werden. Die neue KI-Funktion wird von den Nutzern gut angenommen; in 82 Prozent der Rückmeldungen wird die Zusammenfassung als „hilfreich“ bewertet. Zudem konnte die „FAZ“ durch diese Innovation neue Abonnenten für „FAZ+“ gewinnen. Die Einführung der KI-Technologie ermöglicht es der Redaktion, Zeit zu sparen und gleichzeitig einen zusätzlichen Wert für die Leser zu schaffen. kress.de

TERMINE

Medientage München „This is Media“ vom Mittwoch, 23. Oktober 2024, bis Freitag, 25. Oktober 2024, Friedenstraße 24, 81671 München. medientage.de

  • Reporters For Future Kick-Off und Konferenz vom Samstag, 2. November 2024, bis Sonntag, 3. November 2024, Kärntener Straße 20, 10827 Berlin. Anmeldung erforderlich. eventbrite.com
  • MVFP Future Media Now 2024 am Mittwoch, 13. November 2024, ab 9:30 Uhr, digital. Anmeldung erforderlich. mvfp-akademie.de
  • NxM Medienkonferenz am Samstag, 16. November 2024, ab 14 Uhr, Paul-Lincke-Ufer 21, 10999 Berlin. Die Veranstaltung ist ausgebucht, aber es gibt eine Warteliste. neuemedienmacher.de

AUS-, WEITER UND FORTBILDUNG

Der nächste online „Freischreiber“-Leipzig-Stammtisch steht unter dem Motto „Journalist:innenpreise strategisch angehen“. Gemeinsam mit Journalist Jonas Seufert word über den Nutzen der Preise, Strategien zur Preisvergabe und Informationsquellen diskutiert. Die Veranstaltung findet am Mittwoch, 6. November 2024, um 19:30 Uhr über Zoom statt. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich. freischreiber.de

Der kommende online stattfindende „Freischreiber“-Stammtisch in Schleswig-Holstein beschäftigt sich mit dem Thema „Honorare gut verhandeln“. Bei dem Stammtisch wird Carolina Torres, freie Journalistin und Co-Leiterin der Freischreiber-Geschäftsstelle, über die Verhandlung guter Honorare sprechen. Nach einem 20- bis 30-minütigen Input können Teilnehmer Fragen stellen. Der Honorarreport 2024, der große Unterschiede in den Stundenhonoraren aufzeigt, wird ebenfalls thematisiert. Die Veranstaltung findet am Mittwoch, 6. November 2024, um 18:00 Uhr über Zoom statt. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich. freischreiber.de

Journalistenpreise

Der „True Story Award 2025“ ruft zur Einreichung von veröffentlichten Berichten aus aller Welt auf, wobei die Frist bis zum 22. Oktober 2024 läuft. Der Preis wird in drei Kategorien vergeben: „Research“ für die Qualität der journalistischen Recherche, „Storytelling“ für das erzählerische Talent eines Journalisten und „Impact“ für die gesellschaftliche Relevanz eines Berichts. Jede Kategorie ist mit 20.000 USD dotiert. Eingereicht werden können Berichte, die zwischen dem 1. Oktober 2023 und dem 30. September 2024 veröffentlicht wurden, in einer der zehn wichtigsten Weltsprachen oder als Übersetzung. truestoryaward.org

Der „Herbert Pichler Inklusions-Medienpreis“, der von „Licht ins Dunkel“ in Gedenken an den verstorbenen Präsidenten des Österreichischen Behindertenrates Herbert Pichler vergeben wird, honoriert exzellente Berichterstattung zu Inklusionsfragen und fördert Beiträge, die von oder in Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderungen erstellt wurden. Einreichungen sind bis zum 31. Oktober 2024 per E-Mail möglich, wobei die Beiträge im Zeitraum vom 1. August 2023 bis 31. Juli 2024 im deutschen Sprachraum veröffentlicht sein müssen. lichtinsdunkel.orf.at

Der „Wächterpreis der Tagespresse“ wird jährlich für herausragende publizistische Leistungen verliehen, die sich mit dem Aufdecken von Missständen, der Abwehr sachfremder Einflüsse auf die Presse und der Stärkung der verfassungspolitischen Funktion der Tagespresse beschäftigen. Journalisten, freie Mitarbeiter und Verleger können teilnehmen, indem sie ihre Berichte oder Reportagen, die zwischen dem 1. September des Vorjahres und dem 31. August des laufenden Jahres in der deutschsprachigen Tagespresse veröffentlicht wurden, einreichen. Die Einsendungen müssen bis zum 30. November an die Stiftung „Freiheit der Presse“ in Bad Vilbel gesendet werden. anstageslicht.de

Förderungen und Ausschreibungen

Deutsche Studierende der Journalistik und verwandter Fächer können sich für ein dreiwöchiges Intensivprogramm in den USA bewerben, das von der RIAS Berlin Kommission organisiert und größtenteils von der deutschen Bundesregierung finanziert wird; dabei erhalten 15 herausragende Studierende Einblicke in die amerikanische Politik und den Journalismus, besuchen Institutionen und treffen Experten. Bewerbungsfrist ist am Mittwoch, 30. Oktober 2024. riasberlin.org

Das Deutsch-Nordeuropäische Programm dient dem Austausch zwischen Deutschland und den nordischen sowie baltischen Staaten. Es ermöglicht insgesamt bis zu 22 Journalisten ein Arbeitsstipendium: Teilnehmer aus den nordischen und baltischen Ländern besuchen deutsche Redaktionen, während elf deutsche Stipendiaten in je eines der acht Partnerländer reisen. Ziel des Programms ist es, das Verständnis für die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in den jeweiligen Ländern zu fördern. Bewerbungsschluss ist am Freitag, 15. November 2024. ijp.org

und bis nächsten Monat

„20 Minuten“ räumt Fehler bei KI-generierten Personen für Leser-Testimonials ein: In der Jubiläumsausgabe zum 25. Geburtstag der Schweizer Zeitung „20 Minuten“ wurden zwei nicht existierende Leser als Testimonials vorgestellt. Ein Nutzer auf der Plattform X entdeckte Unstimmigkeiten bei den Bildern, die zur Aufdeckung führten. Chef­redakteurin Désirée Pomper gestand einen „fundamentalen Verstoß“ gegen die publizistischen Leitlinien ein, da zwei Redaktionsmitglieder in Eigenregie KI-generierte Fotos und Zitate verwendet hatten. Eines der Zitate stammte zudem nicht von einem echten Community-Mitglied. Pomper erklärte, dass weder die Chefredaktion noch die Redaktionsleitung über diese Handlungen informiert waren und kündigte an, den Vorfall intern aufzuarbeiten. Trotz des Vorfalls äußerte Pomper, dass ihr Vertrauen in die Redaktion ungebrochen sei und die Glaubwürdigkeit der Zeitung weiterhin im Vordergrund stehe. kress.de