NDR gewinnt gegen Reichelt, Neue Digitalressorts bei der Zeit, ARD-Anstalten kooperieren bei Sendeabwicklung, OMR Conference in Hamburg, Neues Fachmagazin "ReThink Industry"

Nachrichten

NDR gewinnt Gegendarstellungs-Streit gegen Julian Reichelt: Das Oberlandesgericht Hamburg hat im Gegendarstellungs-Streit zwischen dem NDR und Julian Reichelt einen Sieg für den NDR erzielt. Die Sendung „Reschke Fernsehen“ muss eine von Reichelt geforderte Gegendarstellung nicht ausstrahlen. Der Streit entstand nach einer Ausgabe der ARD-Sendung im Februar 2023, die sich mit Vorwürfen des Machtmissbrauchs gegen den ehemaligen „Bild“-Chef befasste. Reichelt hatte die Ausstrahlung einer Gegendarstellung in fünf Punkten verlangt, was das Landgericht Hamburg zunächst bestätigte. Doch das Oberlandesgericht Hamburg hat nun die Entscheidung des Landgerichts aufgehoben und den Verfügungsantrag zurückgewiesen. Das Gericht stimmte der Auffassung des NDR zu, dass die geforderte Gegendarstellung nicht den gesetzlichen Voraussetzungen entspricht. Gegen das Urteil des Oberlandesgerichts sind keine Rechtsmittel möglich. ndr.de

„Die Zeit“ und „Zeit Online“ stärken digitale Präsenz mit neuen Ressorts und Teams: Die Medien „Die Zeit“ und „Zeit Online haben zum ersten Mai die Gründung mehrerer gemeinsamer digitaler Ressorts und Teams bekannt gegeben. Unter der Leitung von Georg Löwisch, ehemaliger Chefredakteur der Zeit-Beilage „Christ & Welt“ und Leiter des Projekts Sinn, wird das neue Ressort „Politisches Feuilleton“ täglich Debatten in Politik, Gesellschaft und Kultur mit speziellen Standpunkten und umfassenden Analysen vorantreiben. Stellvertretende Ressortleiterin wird Julia Lorenz aus dem Online-Kulturressort und Herausgeber sind Dirk Petz, Co-Ressortleiter Kultur von „Zeit Online“, sowie Laura Hertreiter, die ab dem ersten September auch Co-Leiterin des Feuilletons der „Zeit“ sein wird. Auch das Ressort „Familie“ wird im Mai starten und sich mit Themen rund um Partnerschaft, Kindererziehung und Bildung beschäftigen, geleitet von Carla Baum, bisher stellvertretende Leiterin von „Zeitmagazin Online“, und Tillmann Prüfer, bisher stellvertretender Chefredakteur bei „Zeitmagazin“. Des Weiteren werden Investitionen in neue Stellenbereiche wie Daten und Visualisierung sowie Berichterstattung zu Themen wie Künstlicher Intelligenz und Psychologie getätigt. zeit-verlagsgruppe.de

Angriffe auf Demokratie: Verband warnt vor Fake News und politischem Einfluss: Jochen Anderweit, Vorsitzender des Verbandes Nordwestdeutscher Zeitungsverlage und Digitalpublisher, warnte auf der Jahreshauptversammlung des Verbandes vor Angriffen auf die Demokratie. Besonders besorgniserregend seien die nicht leicht zu erkennenden Fake News, die von mächtigen Einrichtungen oder Staaten stammen und gezielt die Meinung der Bevölkerung manipulieren. Russland beispielsweise unternehme erhebliche Anstrengungen, um Wahlen in Europa zu beeinflussen. Zudem betonte Anderweit die Bedeutung der Pressefreiheit als vierte Gewalt gemäß Artikel 5 des Grundgesetzes. Allerdings sei wirtschaftlicher Erfolg eine Grundvoraussetzung für guten Journalismus. Bei Treffen mit Politikern unterstreiche er regelmäßig die Wichtigkeit einer vielfältigen Presselandschaft für die Demokratie. Allerdings bemängelte er, dass trotz des Bekundens der Politiker, die Bedeutung der freien Presse anzuerkennen, konkrete Maßnahmen ausblieben. Des Weiteren kritisierte Anderweit die Presseähnlichkeit der öffentlich-rechtlichen Internetangebote sowie die Förderung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und gemeinnützigen Journalismus durch die Politik. Falls sich die Einstellung der Politiker nicht verbessere, könnte dies laut Anderweit zu einem Niedergang der Presse führen. kress.de

Galerist Johann König scheitert mit Beschwerde gegen „Zeit“-Vorwürfe: Johann König, einst als Popstar der Kunstszene gefeiert, sah sich schweren Vorwürfen ausgesetzt, nachdem ihm eine Recherche der „Zeit“ im August 2022 der Belästigung von Frauen beschuldigte. Trotz vehementer Zurückweisung der Anschuldigungen und rechtlicher Auseinandersetzungen sah sich König mit einem Schlag gegen seinen Ruf konfrontiert. Das Oberlandesgericht Hamburg entschied zwar zugunsten einiger beanstandeter Punkte in der „Zeit“-Berichterstattung, aber erklärte die Gesamtrecherche als rechtens. Nun hat sich auch der Beschwerdeausschuss des Presserats in einer einstimmigen Entscheidung gegen Königs Vorwürfe gestellt. Die Beschwerde des Galeristen wurde als unbegründet abgewiesen, da keine Belege für Verstöße gegen den Pressekodex gefunden wurden. Der Presserat bestätigte, dass ein berechtigtes öffentliches Interesse an der Berichterstattung über die gegen König erhobenen Vorwürfe bestehe und dass er diese hinnehmen müsse. spiegel.de

ARD-Anstalten bündeln Kräfte für neue TV-Sendeabwicklung und sparen Kosten: NDR, Radio Bremen und MDR haben eine gemeinsame Kooperation zur TV-Sendeabwicklung angekündigt. Ab sofort wird die technische Abwicklung der linearen Fernsehprogramme von NDR und Radio Bremen über den MDR in Leipzig abgewickelt. Diese Maßnahme ist Teil der ARD-Strukturreform, bei der bereits der HR und der SWR in der Sendeabwicklung zusammenarbeiten. Die Zuschauer werden eine kleine Veränderung bemerken, da die Logos von NDR und Radio Bremen ab sofort den Zusatz „HD“ nicht mehr enthalten, das Programm wird aber weiterhin in entsprechender Qualität ausgestrahlt. Die Kooperation zielt vor allem darauf ab, Kosten einzusparen. Konkrete Angaben dazu, wie viel Geld durch die Zusammenarbeit eingespart werden soll, wurden jedoch nicht gemacht. MDR-Betriebsdirektor Ulrich Liebenow betont, dass die Reform eine Arbeitsteilung und das Zusammenführen von Kompetenzen vorsieht, um Kosten zu senken. dwdl.de

Neue Tools und Diskurse in der Social-Media-Branche bei der OMR Conference: Die OMR Conference in den Hamburger Messehallen lockte so viele Besucher an, dass die Eintrittsbändchen nebenan auf dem Heiligengeistfeld ausgegeben werden mussten. Die Veranstaltung versammelte Unternehmen mit innovativen Ideen für Werbung auf Plattformen wie Youtube, Influencer sowie aufstrebende Persönlichkeiten der Social-Media-Szene. Ein zentrales Thema war die Herausforderung der schnelllebigen Social-Media-Landschaft, in der Inhalte wie Clips, Podcasts, Videos und Bilder im Minutentakt die Kanäle überfluten. Podcaster und Influencer Rezo entwickelte mit seinem Team die Plattform „Nindo“, um die wahre Bedeutung deutschsprachiger Social-Media-Stars zu messen und nicht allein auf Zahlen wie Follower oder Likes zu setzen. Die Plattform bewertet die Reaktionen der Nutzer auf Inhalte, wobei Emotionen eine zentrale Rolle spielen. Außerdem stehen die Diskussionsplattformen im Internet vor der Herausforderung, einen respektvollen Diskurs aufrechtzuerhalten. Das ZDF kündigte auf der Konferenz an, gemeinsam mit anderen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten an einem moderierten Online-Diskussionsraum zu arbeiten, der eine Vielfalt an Meinungen fördert und Filterblasen vermeidet. Ein Chatbot soll dabei helfen, verschiedene Standpunkte einzubringen und den Diskurs zu bereichern. zdf.de

NDR verbessert DAB+ Versorgung in waldreicher Gemeinde: Der NDR nahm im Mai zwei neue DAB+ Sender in Betrieb, um die Versorgung zwischen Munster, Uelzen und Celle zu verbessern. Einer der Sender stopft ein bisheriges Versorgungsloch entlang der Örtze zwischen Faßberg und Winsen und ermöglicht digitalen Empfang in Bergen, Hermannsburg, Faßberg, Unterlüß und Eschede. Der andere Sender verbessert die Versorgung im nördlichen Teil zwischen Wietzendorf und Ebstorf entlang der B 71 zwischen Munster und Uelzen. ndr.de

Neues Fachmagazin „ReThink Industry“ unterstützt die Industrie bei Herausforderungen: Die Schlüterschen Fachmedien starten Mitte Mai mit der Premiere des neuen Fachmagazins „ReThink Industry“. Angesichts der großen Herausforderungen in der Industrie, wie Fachkräftemangel, Rohstoffknappheit und die Umstellung auf klimaneutrale Prozesse, bietet das Magazin praxisrelevantes Fachwissen. „ReThink Industry“ wird zweimal jährlich erscheinen, einmal gedruckt und einmal digital, und dabei wichtige Trends und Neuerungen im Bereich der Industrie abdecken. Das Magazin richtet sich damit an Entscheidungsträger in Unternehmen, die die Transformation steuern, und bietet technische Lösungen, Best Practices sowie Informationen zur aktuellen Gesetzgebung, Zertifizierungen und Förderungen. Marco Fenske, Geschäftsführer der Schlüterschen Fachmedien, betont die Bedeutung des Magazins für Unternehmen, die jetzt zukunftsweisende Entscheidungen treffen müssen. Die Inhalte von „ReThink Industry“ werden kontinuierlich weiterentwickelt und an die Bedürfnisse der Branche angepasst. schluetersche.de

Seit der Gründung vor 45 Jahren hat sich die „taz“ fortlaufend verändert. Die Gründungsidee der „taz“ war es, eine alternative Stimme zu etablieren, die sich von anderen Zeitungen abhebt und sich kritisch mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzt. Heute strebt die „taz“ danach, ein Stachel im Fleisch der Gesellschaft zu sein und radikale Positionen zu vertreten. Dabei sieht sie sich mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Während einige Redakteure argumentieren, dass die „taz“ weiterhin eine wichtige Rolle bei der Aufdeckung sozialer Ungerechtigkeiten und der Förderung linker Utopien spielt, gibt es auch Bedenken hinsichtlich ihrer Identität und Ausrichtung. Einige sehen die „taz“ als zu angepasst an den Mainstream oder als zu vorsichtig im Umgang mit radikalen Positionen. taz.de

Die Teilnahme von Ex-„Bild“-Chef Julian Reichelt an der Diskussionsrunde „Mehr als Nische? Journalismus von außen“ bei den Medientagen Mitteldeutschland sorgt schon im Vorfeld für Kontroversen. Dabei zog die ursprünglich vorgesehen Diskussionsteilnehmerin Anna Hunger ihre Zusage zurück. Die Runde bestehend aus Reichelt, „n-tv“-Geschäftsführer Hans Demmel und Mitbegründerin der Wiener Zeitung „Falter“ Barbara Tóth wurde von Journalistin Ulrike Simon moderiert. Die Diskussion verlief schnell hitzig, verlor sich in Streitgesprächen und kam immer wieder vom eigentlichen Thema ab. Trotz der Bemühungen von Simon endete die Debatte nach 60 Minuten ohne klare Erkenntnisse. mdr.de

Kurzmeldungen

  • Die Falkemedia Gruppe kauft die Fachzeitschrift „Professional Audio“ vom Sonic Media Verlag. turi2.de
  • “Die Zeit” bleibt die meistgelesene Qualitätszeitung in Deutschland und erreicht die höchste Abo-Auflage in ihrer Geschichte. media.zeit.de
  • NDR-Redakteurin Isabel Scholz wird für die Aktion „Lasst und Leben retten“ mit dem Kurt-Magnus-Preis ausgezeichnet. ndr.de

Köpfe

  • NDR-Moderatorin Lena Mosel und Moderator der ARD-Sendung „Live nach Neun“ Tim Schreder verstärken das Moderationsteam von Phoenix. dwdl.de
  • Ehemalige NDR-Korrespondentin Anna Engelke übernimmt die Leitung der Gemeinschaftsredaktion Radio im ARD-Hauptstadtstudio. presseportal.de
  • Jaques Schuster rückt an die Spitze der „Welt am Sonntag“ und wird Mitglied der Chefredaktion der Welt-Gruppe. kress.de

Projekte und Recherchen

Internationales Symposium beleuchtet prekäre Lage im Journalismus: Ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstütztes Symposium, nahm die prekäre Situation im Journalismus unter die Lupe. Das Symposium, das von der Bayerischen Landesmedienanstalt ausgerichtet wurde, widmete sich dabei vor allem dem internationalen Vergleich. In Deutschland wurde ein monatliches journalistisches Einkommen unter 1388 Euro als akut prekär eingestuft, insbesondere wenn keine Nebeneinkünfte vorhanden sind. Dies betrifft vor allem freie Journalistinnen, die signifikant weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Obwohl sich laut einer Umfrage etwa 57 Prozent der Befragten nicht in einer prekären Situation befinden, äußerten viele dennoch Bedenken bezüglich ihrer Zukunft im Journalismus. Dieser wird oft als elitärer Beruf angesehen, den sich nur wenige leisten können. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde vorgeschlagen, dass journalistische Projekte vermehrt auf Gemeinnützigkeit und Crowdfunding setzen sollten. Eine vergleichende Studie unter Beteiligung von Forschern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beleuchtete die Arbeitsbedingungen von Journalistinnen und Journalisten in diesen Ländern. Dabei wurden Unterschiede in Bezug auf Teilzeitbeschäftigung, Einkommen und Sicherheit der Beschäftigung festgestellt: Während es in der Schweiz insgesamt mehr Teilzeitbeschäftigte im Journalismus gibt, verdienen Freiberufler in der Schweiz und in Österreich deutlich weniger als in Deutschland. Dennoch machen sich die meisten Journalisten in Österreich wenig Sorgen um die Sicherheit ihres Jobs. mmm.verdi.de

Reportererfahrungen aus Peking: Kampf gegen die chinesische Firewall: Während der Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz nach China erlebte Jan Dörner, Chefreporter der „Berliner Morgenpost“, wie schwer es ist, die chinesische Firewall zu umgehen. Die chinesischen Behörden gelten als streng in Bezug auf Internetkontrolle und Spionage. Viele Journalisten, darunter auch der Dörner, mussten spezielle Vorkehrungen treffen, um sicher zu kommunizieren und Artikel nach Deutschland zu schicken. Trotz dieser Maßnahmen stieß der Dörner allerdings auf zahlreiche Probleme, wie das plötzliche Löschen seines Mail-Accounts und Schwierigkeiten beim Zugriff auf ausländische Webseiten. Trotzdem fand er Wege, seine Berichte nach Deutschland zu übermitteln, doch die genauen Methoden behält er aus Sicherheitsgründen für sich. morgenpost.de

Forum

Wolfgang Macht ist Gründer und bis heute Kapitän der Netzpiloten; und gehört zu den Pionieren des Internets in Deutschland und des Online-Journalismus in seinen verschiedenen Spielarten. Wolfgang hat die Turbulenzen der Digitalen Revolution mitgemacht, von der New Economy bis zur raumgreifenden Digitalisierung. Neben dem Standbein in Hamburg, kuratiert Wolfgang den Work- und Eventspace „Amplifier“ in Berlin – und arbeitet ohnehin viel mobil.

Die Netzpiloten gibt es schon „immer“. Ihr seid in den 90er Jahren gestartet. Wie haben sich Online-Medien und der Online-Journalismus verändert über die Jahrzehnte?

Für mich ist damals wie heute die Kombination aus Inhalten und neuen Technologien der besondere Kick im Online-Publishing. Das hat mich Mitte der 1990er Jahre dazu begeistert, die ins Netz strömenden Nutzer*innen mit redaktionellen Rundtouren (sogenannte Webtouren“) an die Hand zu nehmen. Später haben wir das Blog-Universum gefeiert, dann das Micro-Blogging auf Tumblr, Twitter und schließlich das Podcasting.

Ich bin im Herzen ein Text-Guy, weshalb ich für Bewegtbild eher am Bildschirmrand stehe. Meine unbändige Neugier gilt jetzt den KI-gestärkten und -getriebenen Produkten, die wir erleben werden.

Als werbefinanzierte Plattform hat uns über die Jahre das traffic-getriebene und SEO-verpflichtete Publishing mitunter oft sehr frustriert. Vielleicht sollte man sich davon freimachen (oder auf die KI hoffen). Ich teste aktuell die Wege raus aus der reinen Werbefinanzierung in Richtung eines purpose-orientierten Journalismus für die Netzpiloten.

Würdest Du heute noch empfehlen, ein Online-Magazin zu starten und welche Tipps würdest Du Journalisten geben, die sich im digitalen selbstständig machen möchten?

Ich finde es nach wie vor wunderbar, im Digitalen zu publizieren. Die Potenziale der Tools, Plattformen und Audiences sind nach wie vor unglaublich groß. Für alle Neueinsteiger ist natürlich die Frage der Plattform und der Mediensorte essentiell. Wer eher textorientiert arbeitet, wird nach wie vor mit der WordPress-Welt im Blogging oder im Magazin-Bereich gut bedient sein. Dort herrscht auch nach wie vor die größte Hoheit über die eigenen Texte. Wen es auf YouTube, Insta, TikTok und Konsorten zieht, muss sich klar sein, wie stark seine Arbeit und Sichtbarkeit von deren sich ständig austobenden Algorithmen abhängen. Als junger Medienmacher würde ich heute vermutlich auf Twitch experimentieren, weil dort der Live-Charakter etwas Hochexklusives hat gegenüber den Fake- und Quellen-gestressten Medienkanälen.

Du arbeitest teilweise in Hamburg, teilweise in Berlin. Gibt es in Sachen Medien Unterschiede?

In Hamburg bin ich beruflich groß geworden. Hier bekamen die Netzpiloten ihre erste Förderung und begannen ihre lange Indie-Karriere im Digitalen. Anfangs gab es starke Berührungspunkte zu den journalistischen Flaggschiffen wie Spiegel und Gruner & Jahr. Wir waren begehrte Partner auf deren Stop and Go in die digitale Transformation. Das haben wir dann irgendwann nicht mehr fortgeführt. Auch heute noch ist die Hamburger Medienwelt stark auf die klassischen Medienmarken ausgerichtet. Wir engagieren uns aktuell im Space – einem high-quality Innovationsraum für die Medien- und Digitalbranche von nextMedia.

Berlin ist für mich seit 2002 Playground für experimentelle Projekte. Die Netzpiloten haben dort den Work- und Eventspace AMPLIFIER mitbegründet. Wir wollten raus aus der digitalen Bubble und uns in Veranstaltungen einem breiteren Publikum öffnen. In unseren Veranstaltungen begegnen wir innovativen Journalismus-Projekten wie „Correctiv“ oder den wichtigen Exil-Medien.

Foto: Katja_Hentschel

BEST PRACTICE

RTL Deutschland und dpa entwickeln KI-gestütztes Redaktionstool: RTL Deutschland und die Deutsche Presse-Agentur haben gemeinsam ein neues Redaktionstool namens „KI-assistierter Newsdesk“ entwickelt. Diese Web-App nutzt künstliche Intelligenz, um Journalisten dabei zu unterstützen, die Relevanz von Agenturmeldungen im dpa-Feed zu analysieren und Textelemente vorzuschlagen. Das System soll dabei helfen, Nachrichten schneller zu bewerten und individuelle Bearbeitungen im Sprachstil von „ntv.de“ vorzuschlagen. Die Verantwortung für die Entscheidungen im Produktionsprozess bleibt jedoch bei den Redakteuren. Die „ntv“-Programmgeschäftsführerin Sonja Schwetje betont, dass das Tool es den Journalisten ermöglicht, Nachrichten präziser zu analysieren und relevante Informationen schneller aufzubereiten. Astrid Maier von der dpa hebt zudem hervor, dass solche Co-Creation-Projekte dazu beitragen, die eigenen Dienste zukunftsfähig zu machen und die Auslieferung von dpa-Daten für maschinelle Auswertungen zu verbessern.dwdl.de, media.rtl.com

TikTok-Publishing Manager Karsten Samland über Medien-Kooperationen und Erfolgsfaktoren: Auch wenn TikTok in erster Linie eine Entertainment-Plattform ist, ist sie für den Journalismus nicht weniger relevant. Fast alle Jugendlichen in Deutschland ist auf der Plattform unterwegs und immerhin jeder vierte Deutsche benutzt die App mindestens einmal im Monat. Laut Karsten Samland, Head of Publisher Management bei TikTok Deutschland, schätze TikTok hochwertige Inhalte von Medienunternehmen und unterstütze diese beim Einstieg auf die Plattform. TikTok bevorzugt dabei hochqualitative Videos, die von der Community gut aufgenommen werden. Samland hebt hervor, dass TikTok eine Entertainment-Plattform ist, bei der die Community die Inhalte bestimmt. Erfolgreiche Accounts wie @fcbayern und @TheVoiceKids zeigen, wie Unternehmen die Community unterhalten und begeistern können. Samland erklärt, dass die Vielfalt der Inhalte auf TikTok durch die Aktivität von Menschen, Unternehmen und Medien zunimmt. Er betont, dass TikTok keine eigene Redaktion aufbauen möchte, da die Community die Inhalte bestimmt und dies sich als Erfolgsgarant erwiesen hat. kress.de

Hälfte der deutschen Verlage sind Opfer von Cyberangriffen: Eine neue Untersuchung offenbart, dass die deutsche Medienlandschaft vermehrt unter Cyberangriffen leidet. Laut einer Studie des Medienverbands der freien Presse, in Zusammenarbeit mit KPMG und dem Institut für digitales Management und neue Medien der Universität München, wurden in den letzten zwölf Monaten rund 50 Prozent der befragten Verlage Ziel von Cyberattacken. Die Studie, an der 118 deutsche Verlage teilnahmen, zeigt, dass Cybersicherheit für etwa 75 Prozent der Unternehmen von sehr hoher Priorität ist. Viele investieren etwa ein Prozent ihres Jahresumsatzes in IT-Sicherheit. Trotz dieser Investitionen werden die Angriffe häufiger und erfolgreicher: Fast 40 Prozent der Betroffenen mussten mindestens einen erfolgreichen Angriff hinnehmen, was schwerwiegende Auswirkungen auf ihre Geschäftstätigkeit hatte. Besonders verbreitete Angriffsmethoden sind Phishing, Ransomware und Datenlecks. Die meisten Medienhäuser haben daraufhin ihre Sicherheitsmaßnahmen überprüft und verstärkt, da sie eine Zunahme der Bedrohungen in den nächsten Jahren erwarten. Verlagshäuser sind vor allem aufgrund ihres umfangreichen Datenbestands, ihres Erpressungspotenzials und der Glaubwürdigkeit ihrer Marken attraktive Ziele für Cyberkriminalität. tagesschau.de

Herausforderungen und Chancen in der Klimaberichterstattung:
In den Nachrichten häufen sich Berichte über Wetterextreme und Naturkatastrophen, die direkt auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Doch diese Berichterstattung kann bei vielen Menschen Gefühle der Hilflosigkeit und Frustration hervorrufen, was sogar zur Nachrichtenvermeidung führen kann. Özden Terli, Meteorologe beim ZDF, betont jedoch die Bedeutung von Meldungen zu Extremwetterereignissen, um die Öffentlichkeit zu warnen. Dabei geht die Verantwortung des Journalismus über das reine Berichten hinaus, da der Klimawandel alle Lebensbereiche betrifft. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Art der Berichterstattung. Emotionen spielen eine Schlüsselrolle, um das Bewusstsein für den Klimawandel zu schärfen und Verhaltensänderungen zu fördern. Jedoch mangelt es oft an einer umfassenden Berichterstattung über Lösungen und konkrete Handlungsoptionen. Journalisten wie Claudia Reiser vom MDR setzen auf eine praxisnahe Berichterstattung, die den Alltag der Menschen mit dem Klimawandel verbindet. Dieser Ansatz könnte dazu beitragen, komplexe Zusammenhänge transparent zu machen und zu verdeutlichen, wie jeder Einzelne einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. mdr.de

TERMINE

Der Medienkongress 2024 steht dieses Jahr unter dem Motto „Blick nach vorn – 75 Jahre Pressefreiheit“. Es werden 300 Vertreter zum gemeinsamen Netzwerken, Diskutieren und der Verleihung des Pressefreiheitspreises erwartet. Die Veranstaltung beginnt am Donnerstag, 6. Juni 2024, mit der Mediennacht der freien Presse im Spindler und Klatt in Berlin und setzt sich am Freitag, 7. Juni 2024, mit Keynotes und Diskussionen zum Thema Zukunft der Medien in derselben Location fort. mvfp.de

AUS-, WEITER UND FORTBILDUNG

Das Webinar „KI: Ethik, Recht, technische Schwächen bei ChatGPT und Co.“ der ARD und ZDF-Medienakademie stellt die Nutzung von KI im Journalismus in den Vordergrund. Themen sind die Einsatzfelder und Herausforderungen von KI-Tools im journalistischen Alltag. Das Webinar richtet sich an Mitarbeitende aus Redaktionen, die sich für automatisierte Prozesse unter anderem bei der Themenfindung, Formatentwicklung und Recherche interessieren. Die Veranstaltung findet am Mittwoch, 29. Mai 2024 ab 9 Uhr statt. ard-zdf-medienakademie.de

Bei der #krassmedial-Sommerakademie 2024 steht dieses Jahr die Berichterstattung in unruhiger Zeit im Vordergrund. In Workshops zu Tiktok und Telegram, antisemitischen Narrativen, Recherchen internationaler Geldflüsse und konstruktiver Lokalberichterstattung lernen Medienmacher, wie sie gesellschaftlich relevante Themen recherchieren und der Polarisierung der Gesellschaft etwas entgegensetzen können. Die Sommerakademie findet von Samstag, 06. Juli 2024 ab 12 Uhr, bis Sonntag, 07. Juli 2024 13 Uhr, im Clara-Sahlberg-Bildungszentrum in Berlin-Wannsee statt. mvfp.de

Journalistenpreise

Der deutsche Preis für Klimajournalismus würdigt herausragende Beiträge zur Klimaberichterstattung in verschiedenen Medienformaten und fördert die Qualität des Klimajournalismus in Deutschland. Er wird in den Kategorien „Hauptpreis“, „Investigativ“ und „Lokal“ vergeben, jeweils dotiert mit 2.000 Euro, sowie einen undotierten Ehrenpreis für besonderes Engagement im Bereich Klimajournalismus. Einsendeschluss ist Freitag, 31. Mai 2024. klimajournalismuspreis.de

Der deutsche Menschenrechts-Filmpreis wird an Regisseure und Autoren verliehen, die sich in ihren Kino-, Fernseh- und Filmproduktionen herausragend mit dem Thema Menschenrechte auseinandersetzen. Die Filme tragen zum Verständnis der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte bei, leisten einen Beitrag zu aktuellen Menschenrechtsdebatten und würdigen das gesellschaftspolitische Engagement der Filmemacher. Einsendeschluss ist Samstag, der 15. Juni 2024. menschenrechts-filmpreis.de

Förderungen und Ausschreibungen

Das Media Founders Program des MIZ Babelsberg und dem MediaTech Hub Accelerator unterstützt Projektteams von der Produktentwicklung bis zur Gründung als junge Unternehmen in Berlin-Brandenburg. Bewerben können sich Teams, deren Projekte einen technischen Innovationswert haben und die den Journalismus und die Medienwelt zukunftsfähig machen. Zudem sollte das Vorhaben bestehen, ein Geschäftsmodell zu entwickeln und zur Lösung aktueller Branchenherausforderungen beizutragen. Bewerbungen für die nächste Förderrunde sind bis Sonntag, 9. Juni 2024, möglich. miz-babelsberg.de

Das Journalismus-Stipendium von „German Dream“ und dem „Tagesspiegel“ fördert junge Menschen zwischen 19 und 29 Jahren, die Interesse am Journalismus haben und die Vielfalt in den Medien vorantreiben möchten. Das Stipendium bietet die Möglichkeit, den Traum vom Journalismus zu verwirklichen und umfasst verschiedene Bereiche wie Schreiben, Podcasting, Social Media, Datenanalyse und mehr. Formale Abschlüsse sind nicht ausschlaggebend, vielmehr zählt die Motivation der Bewerber. Bewerbungsschluss ist am Sonntag, 26. Mai 2024. germandream.de

Das „Journalist in Residence Fellowship“ ermöglicht fest angestellten und freien Journalisten einen Gastaufenthalt von sechs Wochen bis drei Monaten am Wissenschaftszentrum Berlin. Während ihres Aufenthalts verfolgen die Stipendiaten eigene Recherchen, tauschen sich mit Wissenschaftlern aus und nehmen an Veranstaltungen teil. Das Stipendium beträgt 3.500 Euro pro Monat und beinhaltet einen Arbeitsplatz sowie freien Zugang zur Institutsbibliothek. Bewerbungen für das akademische Jahr 2024/25 sind bis Freitag, 31. Mai 2024, möglich. wzb.eu

und bis nächsten Monat

Teletext feiert Comeback auf dem „Waipu.tv“ 4K Stick: Waipu.tv“ bietet ab sofort Teletext beziehungsweise Videotext auf dem 4K Stick an, um ehemalige Kabel-Fernsehkunden anzusprechen. Obwohl Teletext ein Relikt der Vergangenheit zu sein scheint, erfreut es sich weiterhin großer Beliebtheit, mit über 10 Millionen Nutzern im Jahr 2023. Die Exaring AG, Betreiber von „Waipu.tv“, möchte damit sicherstellen, dass sich ehemalige Kabelkunden bei ihnen zuhause fühlen. „Waipu.tv“ ist derzeit der einzige bekannte OTT-Anbieter, der regulär Videotext anbietet. Durch ein TXT-Icon können „Waipu.tv“-Nutzer nahtlos vom laufenden Programm zu den Teletext-Seiten springen und dort navigieren. Der Service ist für über 40 Sender verfügbar. digitalfernsehen.de