Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner gegen höheren Rundfunkbeitrag, Ein Jahr nach RBB-Skandal - Was unter dem Strich bleibt, Urteil zu Springer-Infos: Julian Reichelt verliert gegen Holger Friedrich in zweiter Instanz

WILLKOMMEN

Willkommen lieber Leserinnen und Leser,

mit dem heutigen Mediensalon-Newsletter möchten wir euch über wichtige Ereignisse und Themen in der Berliner Medien-Szene informieren, die uns in den letzten Wochen beschäftigt haben.

Löwe war nur Wildschwein

Eine vermeintliche Löwin, die sich als Wildschwein entpuppte, sorgte für Aufruhr in Berlin. Die darauffolgende Umänderung eines Straßennamens in Friedrichshain von Löwestraße zu Wildschweinstraße durch Unbekannte hat nicht nur Schlagzeilen gemacht, sondern auch den einen oder anderen Schmunzler ausgelöst. Durch Kot- und Haarproben wurde bestätigt, dass das Tier tatsächlich ein Wildschwein war. Bedenklich: Die Berichterstattung in den Medien hat zu keinem Zeitpunkt hinterfragt, ob der vermeintliche Löwe wirklich ein Löwe war. Stattdessen füllte der vermeintliche Löwe die sommerlich leeren Seiten und machte ein Auftauchen von „Nessie“ überflüssig. Vom „Tagesspiegel“ gab es damals den Hinweis: „Das Letzte, was man machen sollte, ist ein Selfie mit Löwe“.

AfD und die Berichterstattung in den Medien

Ein brisantes Thema, das uns beschäftigt, ist das gespaltene Verhältnis der AfD zur Pressefreiheit und zu den Medien. Wie geht man mit einer Partei um, die sich des rechten Populismus bedient und Journalisten als Lügner darstellt? Expert:innen, wie Ann-Katrin Müller vom „Spiegel“, weisen auf die Notwendigkeit einer klaren Einordnung und Kontextualisierung hin. Wir werden dieses Thema am 13. September im Mediensalon aufgreifen.

Sommerloch = Zeit der Sommerinterviews

Die Sommerinterviews sind wieder da, und das nicht ohne Kritik. Stefan Niggemeier von Übermedien hat sich dem Thema angenommen und die Art und Weise, wie Interviews geführt werden, kritisiert. Insbesondere das Interview mit dem thüringischen AfD-Chef Björn Höcke im MDR stach dabei hervor. Fragestellung und Moderation beschrieb Niggemeier als problematisch. Wir sollten dies als Ausgangspunkt für Diskussionen über journalistische Methoden und Ethik nehmen.

Wir laden euch herzlich ein, diese und weitere Themen mit uns zu diskutieren, sei es beim nächsten Mediensalon vor Ort in der taz-Kantine oder online. Falls ihr Fragen, Anregungen oder Informationen zu weiteren Veranstaltungen und Themen in der Medienbranche habt, zögert nicht, uns unter newsletter@mediensalon.berlin zu kontaktieren.

Herzliche Grüße

Christoph Nitz

MEDIENSALON PREVIEW

Mediensalon am Mittwoch, 13. September:
Ein Jahrzehnt mit der AfD: Wie die Medien über den Aufstieg der rechtspopulistischen und rechtsextremen Partei berichteten

Die stetige Berichterstattung über die Alternative für Deutschland (AfD) lässt viele Fragen offen. Mit derzeit beeindruckenden Umfragewerte von rund 20 Prozent wird der Einfluss der Medien auf den Aufstieg und die Präsenz der Partei erneut diskutiert. Ist die Unterstützung der Bürger:innen für die AfD lediglich ein Ausdruck des Protestes, oder gibt es tiefergehende Faktoren, die dieser Entwicklung zugrunde liegen?

Die Interaktion zwischen der Medienlandschaft und der AfD hat nicht nur Fragen über die Partei, sondern auch über den Zustand des Journalismus selbst hervorgebracht. Wie beeinflusst die oft laute Kommunikationsstrategie der AfD die mediale Darstellung? Wie bewältigt die Presse die Herausforderung, über eine Partei zu berichten, die als potenzielle Gefahr für die Demokratie wahrgenommen wird? Und inwieweit tragen neue, aber auch etablierte Medienplattformen, wie „Nius“, Markus Lanz und Richard David Precht, zur Bildung der öffentlichen Meinung bei?

Um solche Fragen zu erörtern, laden wir Sie herzlich zum Mediensalon am 13. September in die taz-Kantine in Berlin oder online ein. Gemeinsam mit Expert:innen wird Johannes Altmeyer als Moderator der Diskussion in die Berichterstattung über die AfD eintauchen und darüber diskutieren, inwieweit die Medien zur Popularität der Partei beigetragen haben und wie eine zukünftige, ausgewogene und angemessene Berichterstattung aussehen könnte.

Hier bei Eventbrite können Plätze reserviert werden.

NACHRICHTEN

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner lehnt höheren Rundfunkbeitrag ab: Die öffentlich-rechtlichen Sender müssten ihre Kosten senken und ihre Strukturen modernisieren, bevor überlegt werde, die Gebühren anzupassen. Dahinter steht seine Sorge um die Effizienz und Transparenz der Sender. Wegner plädiert dafür, die Diskussion über den Rundfunkbeitrag im Kontext der Medienlandschaft und der Verwendung der Gebühren sorgfältig zu führen. faz.net

  • Thüringen zu Rundfunkbeitrag: Die Länder müssen weiterhin Einstimmigkeit erzielen. faz.net
  • Zustimmung zur möglichen Erhöhung des Rundfunkbeitrags in Deutschland sinkt weiter. Laut Infas-Studie im Auftrag der CDU-Fraktion Sachsen-Anhalt sind 92 Prozent der Befragten aus Sachsen-Anhalt nicht bereit, höhere Rundfunkbeiträge zu akzeptieren. Trotz einer Nutzung von 70 Prozent, fordern sie Reformen für unabhängige, verlässliche Berichterstattung. faz.net

Rundfunkbeitrag: Verfrühtes Veto der Politik: Sieben Bundesländer haben sich gegen eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags ausgesprochen. Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Berlin sprechen sich für stabile Beiträge aus. Vor allem nach den Skandalen beim RBB und wegen der Sonderstellung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist die öffentliche Skepsis groß. tagesspiegel.de

Ein Jahr nach RBB-Skandal – Was unter dem Strich bleibt: Katrin Vernau, seit einem Jahr Interimschefin des RBB, zieht Bilanz über die Entwicklungen nach dem Skandal um manipulierte Gehälter und Boni. In den Bereichen Führung, Verantwortung und Kommunikation gibt es laut Vernau noch viel Arbeit. Sie betont, wie wichtig es sei, unabhängigen Journalismus zu garantieren. faz.net

Neuer Staatsvertrag soll Rechtsaufsicht über den RBB regeln: Die Rundfunkkommission der Länder plant, dass die Rundfunkanstalten die Hälfte ihrer Verwaltungsräte selbst auswählen dürfen. Der Staatsvertrag soll sicherstellen, dass die Medienfreiheit geschützt bleibt und gleichzeitig eine angemessene Überwachung der öffentlich-rechtlichen Sender erfolgt. tagesspiegel.de

Ohne Beitragserhöhung droht nächste Sparrunde beim RBB: Ulrike Demmer übernimmt am 14. September die Verantwortung für den Rundfunk Berlin-Brandenburg von der kommissarischen Intendantin Katrin Vernau. Vernau befürchtet, dass dem Rundfunk Berlin-Brandenburg ohne Erhöhung des Rundfunkbeitrags eine Sparrunde droht. tagesspiegel.de

Julian Reichelt verliert gegen Holger Friedrich in zweiter Instanz: Ex-Bild-Chef Julian Reichelt kann auch in zweiter Instanz gegen den Berliner-Zeitung-Verleger Holger Friedrich nicht durchsetzen. Auch vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht versuchte Reichelt, dem Verleger untersagen zu lassen, Reichelt habe „Vorstandskommunikation“ des Springer-Konzerns verbreitet. Das OLG folgte der Argumentation der Vorinstanz, wonach es sich bei „Vorstandskommunikation“ nicht nur um Mitteilungen von Mathias Döpfner handelt, sondern auch Mitteilungen gemeint sein können, die an diesen gerichtet waren oder von denen er Kenntnis erlangen konnte. faz.net

  • Financial Times: „Holger Friedrich, der Zeitungseigentümer, der sagt, man solle sich von Journalisten fernhalten“. kress.de

Förderung nichtkommerzieller lokaler Hörfunkanbieter: Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg MABB bietet finanzielle Förderung für Projekte und Betriebskosten für lokale Hörfunk-Anbieter in der Region. Die Förderung zielt darauf ab, Vielfalt und lokale Inhalte im Radio zu fördern. Anbieter müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen und können sich auf der Webseite der mabb über die Fördermöglichkeiten informieren und Anträge einreichen. mabb.de

B.Z. am Sonntag erschien Ende Juli zum letzten Mal: Bereits vor Monaten war dieser Schritt angekündigt worden mit Verweis darauf, dass der Konzern immer wieder Produkte auf Wirtschaftlichkeit überprüft. Die Berliner Boulevardzeitung gehört beim Springer-Verlag zur Bild-Gruppe. Die werktäglichen B.Z. erscheint weiterhin gedruckt von Montag bis Samstag Die verkaufte Auflage der werktäglichen B.Z. liegt laut IVW 2/2023 bei 75.413 Exemplaren. horizont.net

Missy Magazine in der Krise: Das feministische Printmagazin „Missy Magazine“ feiert seinen 15. Geburtstag, steht aber vor dem Aus. Finanzielle Schwierigkeiten haben das Überleben der Zeitschrift in Frage gestellt. Man kämpfte mit sinkenden Werbeeinnahmen und einer zunehmend schwierigen Medienlandschaft. Trotz ihres Einflusses im feministischen Journalismus ist die Situation vom „Missy Magazine“ ein Beispiel für die Schwierigkeiten, mit denen Nischenpublikationen zu kämpfen haben. tagesspiegel.de

Staatsministerin Claudia Roth fördert journalistische Projekte: Mit der Förderung von Medieninitiativen soll die Vielfalt, Innovation und Demokratie im Journalismus gestärkt werden. In Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung soll das „Journalistische Innovationszentrum“ gegründet werden. Diese Initiative zielt darauf ab, den Journalismus voranzubringen, insbesondere in Bezug auf digitale Medien und demokratische Partizipation. meedia.de, verdi.de

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EinBlick – Der Podcast präsentiert die wichtigsten Nachrichten aus dem Gesundheitswesen immer freitags um 12 Uhr. Die rund zehnminütigen Folgen greifen auf, was in der vergangenen Woche gesundheitspolitisch relevant war und geben einen Ausblick auf kommende Ereignisse. Der EinBlick – Podcast bietet eine kompakte und unterhaltsame Möglichkeit, sich zu informieren und stellt eine Ergänzung zu den tieferen Analysen des EinBlick Newsletters dar. Immer freitags, ab 12 Uhr auf allen bekannten Podcast-Plattformen. open.spotify.com

Moderater Abwärtstrend bei Print-MA für Berliner Zeitungen: Die Bild-Zeitung bleibt über der Millionengrenze bei der verkauften Auflage. Im zweiten Quartal lag die Verkaufte Auflage bei 1.030.830 Exemplaren. Insgesamt haben aber alle Überregionale Tageszeitungen wie Süddeutsche Zeitung, FAZ, Handelsblatt und Welt an Auflage verloren. Der Tagesspiegel hält sich mit 104.844 Exemplaren im sechsstelligen Bereich; die Morgenpost verkauft 39.419 Exemplare, meldet die IVW. dwdl.de

Wie Zeitungen ihre Gesamtverkäufe mit Online-Abos ins Plus drehen: Online-Abonnements ermöglichen es einigen Titeln, trotz Rückgängen im Printbereich positive Gesamtzahlen zu präsentieren. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und „Die Welt“ verzeichnen aufgrund ihrer E-Paper-Strategien Wachstum. Experten warnen jedoch davor, die digitalen Zahlen einfach zu addieren, da dies nicht unbedingt die tatsächliche Reichweite widerspiegelt. horizont.net

Positives Geschäftsjahr 2022 für Berliner Verlag: Für den Berliner Verlag war das Geschäftsjahr 2022 sehr positiv. 2019 hatten Silke und Holger Friedrich das Unternehmen von der DuMont Mediengruppe übernommen und saniert. Im Jahr 2020 machte der Verlag ein Minus von 9,7 Millionen Euro, 2021 ein Minus von 400.000 Euro; 2022 drehte sich das Ergebnis in positive, das EBIT lag 2023 bei 1,2 Millionen Euro. Die Entwickelung der .Jos-Technologieplattform habe die Digitalerlöse verdoppelt. Nach eigenen Angaben steigerte die „Berliner Zeitung“ ihre Reichweite um 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. new-business.de

DJV übt Kritik an der Justiz: Gerichte hätten in einigen Fällen den Schutz von Journalist*innen bei Hausdurchsuchungen nicht ausreichend gewährleistet, kritisiert der DJV; die Beschlagnahmung von Arbeitsmaterialien sei in einigen Fällen exzessiv gewesen. Der Verband fordert von der Justiz mehr Sensibilität im Umgang mit Medienvertreter*innen und betont die Bedeutung der Pressefreiheit als demokratischer Grundprinzip. faz.net

Getir liefert jetzt auch Lesestoff – von Axel Springer: Der Lieferdienst Getir testet sei Juli in Hamburg testweise die Zustellung der Springer-Titel „Welt“ und „Bild“; die Zeitungen können über die Getir-App und die Gorillas-App bestellt werden. Die Kooperation könnte um weitere Titel auch aus dem Zeitschriftenbereich erweitert werden, heißt es. horizont.net

MEDIENSALON REVIEW

Mediensalon vom Mai 2023
„Streik: Störfall oder kaum der Rede wert?“

Was Medien bei ihrer Berichterstattung über Streiks besser machen können – dazu diskutierten Journalist:innen mit dem Vorsitzenden der EVG, Martin Burkert beim Berliner Mediensalon.

Frederike Holewik, Wirtschaftsredakteurin, unterstrich die Notwendigkeit, Positionen kritisch gegenüberzustellen und ausgewogen zu berichten, damit die Leser:innen sich ein gutes Bild machen können.

Martin Burkert, Vorsitzender der EVG, betonte deutlich die Relevanz der Medien für Gewerkschaften: „Die Medien sind insgesamt für uns wichtig, weil dadurch auch mehr Druck auf die Betriebe aufgebaut werden kann.“ Er ergänzte, dass insbesondere die sozialen Medien heute unverzichtbar seien.

Peter Freitag und Lea Fauth sprachen über die unterschiedliche Berichterstattung über Streiks in verschiedenen Branchen und Ländern. Dabei betonte Freitag die Notwendigkeit einer tiefergehenden Berichterstattung, während Fauth die Aufgabe der Journalist:innen hervorhob, relevante Themen zu setzen.

Die Diskussion beleuchtete verschiedene Facetten der Medienberichterstattung über Arbeitskämpfe.

Mehr lesen zum Mediensalon: „Streik: Medien können den Druck erhöhen“ auf freitag.de.

Den Mediensalon vom 31. Mai könnt Ihr hier auf Facebook anschauen oder hier als Podcast anhören.

„Rehragout-Rendezvous“: Rita Falk gegen die Kinowelt. In einem Spiegel-Interview zieht Bestsellerautorin Rita Falk gegen die Filmadaption ihres Krimi-Erfolgs zu Felde. Sie fühlt sich von der Verfilmung distanziert und kritisiert den Film als „platt, trashig und stellenweise ordinär“. Obwohl der Polizist Franz Eberhofer bei den Fans beliebt ist, bemängelt Falk den Film als weit entfernt von ihrem Original. Sie meint sogar, dass die Ähnlichkeit mit ihrer Buchvorlage so gering ist, dass es irreführend sei, ihren Namen im Abspann zu nennen. Im Interview mit der dpa klang Falk schon wieder versöhnlicher…

Glööckler auf RTLzwei: Ein Flop trotz Bild-Backing. Die Doku-Miniserie „Herr Glööckler sucht das Glück“ fand trotz breiter Berichterstattung bei „Bild“ kaum Interessierte. Selbst die Louis De Funès‘ Uralt-Konserve „Brust oder Keule“erzielte bessere Quoten. Ist es ein Abschied mit Tiefstwerten für den Glamour-Star? In jedem Fall ein teures Missverständnis für RTLzwei.

Deutschlandradio will nicht mit ZDF fusionieren: Stefan Raue, Intendant des Deutschlandradios, hat sich gegen eine Fusion entschieden. Es gäbe nicht genug Schnittpunkte zwischen Radio und Fernseher. faz.net

„Bild“-Vize Paul Ronzheimer macht Podcast: Im Podcast „Ronzheimer.“ gibt der stellvertretende Bild-Chefredakteur Einblicke in seine Erfahrungen als Kriegsreporter und Journalist. meedia.de

RTL launcht neue NFL-Sendung: RTL sendet ab den 28. August das „RTL NFL Radio“ aus Berlin, eine NFL-Sendung mit News und Fan-Talks moderiert von Alex von Kuczkowski, Tiziana Höll und Kevin Wieschhues. sport.de

Wilde & Partner verteidigt Etat der Tourismus-Leitmesse ITB: Die Münchner Agentur konnte sich erneut in einer deutschlandweiten Ausschreibung durchsetzen. Die Full-Service-Agentur ist bereits seit 2008 für die Etat-Kommunikation der Berliner ITB verantwortlich. pr-journal.de, publicmarketing.eu

„RTL Direkt“ begrüßt Habeck sehr spät „am Tisch“: Vizekanzler Robert Habeck wird am Mittwoch, 6. September bei „RTL Direkt Spezial“ zu Gast sein, doch erst um Mitternacht. Bürgerinnen und Bürger können dann ihre Fragen und Wünsche über Themen wie den Klimawandel, die Inflation oder den Heizungsgesetzt stellen. dwdl.de

Welche Leitmedien in Sachen Frauen am besten abschneiden: ProQuote Medien untersuchte erneut die Geschlechtergerechtigkeit in neun deutschen Redaktionen. Die „Taz“ bleibt Spitzenreiter, gefolgt von „Süddeutsche“, „Stern“, „Spiegel“ und „Zeit“. meedia.de

Blendle stellt Dienst in Deutschland ein. meedia.de

Pressekodex auch für Anzeigenblätter: Der Deutsche Presserat ermöglicht nun auch kostenlosen Wochenzeitungen die freiwillige Selbstkontrolle nach dem Pressekodex. Damit können Anzeigenblätter, die sich dazu verpflichten, nicht nur bei Verstößen gegen den Datenschutz, sondern auch bei anderen redaktionellen Fragen am Beschwerdeverfahren teilnehmen. verdi.de

Kameramann der Deutschen Welle in Ukraine von Streumunition getroffen. berliner-zeitung.de

BEWEGUNGSMELDER

Joshua Schultheis wird Hauptstadt-Korrespondent von web.de. twitter.com

Kathi Seefeld ist neue Regierungssprecherin in Thüringen: Am 1. August hat Seefeld die Nachfolge von Falk Neubert angetreten. Zuvor war sie Berliner Senatssprecherin und langjährige Linken-Fraktionssprecherin im Berliner Abgeordnetenhaus. politik-kommunikation.de

Britta Ibald wird Leiterin der Kommunikation bei der DGUV: Zuletzt war Ibald als stellvertretende Geschäftsbereichsleiterin Kommunikation bei dem Beamtenbund und Tarifunion tätig. Sie ist die Nachfolgerin von Gregor Doepke der im September im Ruhestand geht. prreport.de

Stellvertretender Bild.de-Chefredakteur Rene Bosch verlässt Axel Springer. new-business.de

„Reportage & Recherche“-Ressort der taz mit neuer Führung: Anne Fromm wird Chefin des Ressorts, bislang war sie Vize-Leiterin des Ressorts. Sie ist auch seit drei Jahren Teils des Vorstandes des Medienhauses. Sie folgt Sabine Seifert, die im August in Rente gegangen ist, aber weiter im Ressort als Reporterin arbeitet. taz.de

Konzernsprecherin Diana Schardt verlässt nach 28 Jahren ProSiebenSat.1: Stefanie Rupp-Menedetter wird Schardt als Konzernsprecherin der ProSiebenSat.1 Media SE nachfolgen. dwdl.de

Eva Bauer ist neue Bild-Fotochefin – Marc-André Rüssau Head of Video: Eva Bauer übernimmt die Position von Thorsten Fleischhauer als Head of Media. Zuvor hatte sie bei der Verlagsgruppe News in Österreich, bei Red Bull, Bild am Sonntag und bei Falstaff gearbeitet. Marc-André Rüssau wird Head of Video, bisher arbeitet er bei der Bild als stellvertretender Creative Director Broadcast and Video. kress.de

PROJEKTE UND RECHERCHEN

Rechtes Medienportal „Nius“- Grundprinzip verdrehte Fakten: Julian Reichelts neues Medienportal versammelt rechtspopulistische Stimmen, darunter Jan Fleischhauer und Judith Sevinç Basad, mit dem Ziel, ihre Inhalte gesellschaftsfähig zu machen, recherchiert die taz. Die Plattform konzentriere sich auf kontroverse Themen, die das Potenzial haben, eine breite Empörung auszulösen. Dabei zeigt sie eine Tendenz zur Verbreitung von Fehlinformationen, Rassismus und Leugnung des Klimawandels. taz.de

FORUM

In jeder neuen Ausgabe dieses Newsletters stellen wir Medienmenschen im Rahmen unseres Interviews vor. Diesen Monat haben wir mit Julius Betschka gesprochen. Er ist verantwortlicher Redakteur für die Berliner Landespolitik beim Tagesspiegel. Zum 1. Oktober wechselt er als Chefreporter ins Hauptstadtbüro. Dort wird seine Aufgabe die Parlamentsberichterstattung sein.

Was macht eine gute landespolitische Geschichte aus und was macht eine gute bundespolitische Geschichte aus? Gibt es überhaupt einen sinnvollen Unterschied?

Ein guter Text ist sauber recherchiert, verständlich geschrieben und interessiert die Leser. Als Kür macht das Lesen – ja, gerade bei politischen Texten! – richtig Spaß, weil Autorin oder Autor sich die Mühe gemacht haben, anschaulich, anekdotenreich und, je nach Thema, humorvoll zu schreiben.

Die gute politische Geschichte zeichnet sich in ihrer Wirkung dadurch aus, dass sie eine Debatte beginnt, prägt, mindestens weiterentwickelt oder, falls nötig und möglich, vom Kopf auf die Füße stellt. Alles dazwischen ist manchmal nicht zu verhindern, aber sicherlich nicht der Anspruch an einen guten politischen Text. Eine Ausnahme bilden sicher die sogenannten Schlüssellochgeschichten, die ihren Wert aus besonderer Anschaulichkeit, Tiefe und manchmal auch, siehe oben, ihrem Humor ziehen.

Das alles gilt, denke ich, für alle politischen Texte. Über alle weiteren, sicher feinen Unterschiede zwischen bundes- und landespolitischen Journalismus traue ich mir erst in einigen Monaten ein öffentliches Urteil zu.

In den Wahlprognosen liegt die AfD bei über 20 Prozent. Sind deren Anhänger für Medien überhaupt noch ansprechbar? Und wenn ja, wie?

Ja, daran glaube ich fest, zumindest ein relevanter Teil bleibt ansprechbar. Man muss diese Partei, die AfD, als das behandeln, was sie in weiten Teilen ist: eine Gefahr für die Demokratie. Gleichzeitig sollen Journalisten nicht den Fehler machen, ihre Wähler zu ignorieren, als dumm oder für immer rechtsextrem abzustempeln. Das gibt maximal Applaus von denen, die eh schon auf der eigenen Seite sind. Journalismus, der nüchtern, aber klar und kritisch über Probleme schreibt und dabei Lösungsansätze aufzeigt, kann Menschen für diese Gesellschaftsordnung (zurück-)gewinnen.

Gleichzeitig glaube ich, dass viele Menschen ein feines Gespür dafür haben, ob ihnen Journalisten das Geschehen in der Welt facettenreich erklären möchte oder ihnen ihre konkrete Sicht auf die Welt übereignen will. Die Aufgabe von Journalismus ist in jedem Fall Ersteres, meist aber nicht Letzteres. Mein Eindruck ist, dass umso mehr Menschen für Journalismus ansprechbar bleiben, desto weniger er zum Weltanschauungsunterricht gerät. Das gilt über AfD-Wähler hinaus.

Journalismus muss Gesellschaft in erster Linie abbilden. Deshalb gendere ich zum Beispiel privat, aber nicht in meinen Texten: Jeder Genderstern würde den Text zu einem politischen Statement machen, der die eigentliche Nachricht überstrahlt. Damit verliere ich eine Mehrheit der Leser. Warum sollte ich das wollen, wenn ich möglichst umfassend und breit informieren möchte?

Kai Wegner, der Regierende Bürgermeister, mischt auch in der Bundespolitik mit. In Berlin scheint er nach 100 Tagen seine Rolle gefunden zu haben. Was erwarten Sie von ihm auf Bundesebene?

Kai Wegner hat viele Beobachter und auch Parteifreunde mit seiner ruhigen, fast präsidialen Amtsführung überrascht. Besonders in der Berliner SPD hatte sich mancher schon auf drei Jahre mit einem schwachen Regierungschef gefreut, der es den Sozialdemokraten leicht machen würde, 2026 das Rote Rathaus zurückzuerobern. Danach sieht es bisher nicht aus. Allerdings drohen die wirklich schwierigen Fragen auch erst noch, vom Wohnungsbau über Flüchtlingsunterbringung bis hin zu Enteignungen.

Es war klug von Wegner, sich als einer der ersten Merz-Kritiker nach dessen Aussagen zur AfD zu positionieren. Gefreut wird er sich auch darüber haben, dass Merz kurz vorher noch seinen Intimfeind Mario Czaja als Generalsekretär rausgeworfen hat. Wegner hat seither bundespolitisch stark an Gewicht gewonnen, auch wenn der Einfluss des Berliner Landesverbandes begrenzt bleibt.

Für Merz ist das schmerzhaft: Wegner war mal einer seiner Unterstützer der ersten Stunde, deshalb steht sein Name besonders für Merz‘ Machtverfall in der CDU. Wegner ist inzwischen klar im Lager von Hendrik Wüst. Wenn dieser einmal zum Parteivorsitz und der Kanzlerschaft greifen sollte, erinnert er sich vielleicht daran, wer mal als erster und mit weit offenem Visier Merz anging.

Das Interview hat Matthias Bannas geführt. Er ist Herausgeber beim wöchentlich erscheinenden berlinbubble-Newsletter.

BEST PRACTICE

Blick von außen -„Ich würde mich zwingen, meine Bubble zu verlassen“: Drei ehemalige Journalisten*innen, Christoph Minhoff, Jasmin Fischer und Frank Schmiechen – nun in Kommunikation, Verbänden und Public Affairs tätig – teilen ihre Einsichten zur Medienbranche. Sie betonen die Unsicherheit im heutigen Journalismus, getrieben von KI, Aufmerksamkeitsverlust und Glaubwürdigkeitsproblemen. Die Journalisten*innen sollten sich nicht mehr als Informationsmonopolisten sehen, sondern Expertise und Qualität bieten. Minhoff, Fischer und Schmiechen unterstreichen die Bedeutung von Qualität, Tiefe und Unabhängigkeit im Journalismus, um relevante Geschichten zu liefern und die Zukunft der Branche zu sichern. journalist.de

KI-Magazin – Die Konkurrenz ist da: Das Magazin „human“ befasst sich mit dem Verhältnis von Mensch und künstliche Intelligenz. Es betont die Unsicherheit und Ängste von Entscheidungsträger*innen angesichts der zunehmenden Automatisierung. Die Publikation reflektiert über die Integration von KI in Führungsentscheidungen und erörtert, welche Aufgaben besser von Menschen oder Maschinen erledigt werden können. Die erste Ausgabe ist am 17. Juli erschienen. sueddeutsche.de

TERMINE

Mittwoch, 06. September ab 15:00, Lokaljournalismus-Kongress in der Vertretung des Landes Brandenburg beim Bund, Berlin mabb.de

Donnerstag, 14. September von 09:00 bis 19:00, scoopcamp – The Conference for Journalism of the Future im SPACE im Kreativspeicher M28 in Hamburg. nextmedia-hamburg.de

Samstag, 16. September von 09:30 bis 18:00 DJV Digitalkonferenz – Besser Online 2023 in Wuppertal. besser-online.info

Dienstag, 05. bis Donnerstag, 07. November von 14:00 bis 16:00 DJV-Bundesverbandstag 2023 im Maritim Hotel, Magdeburg. djv.de

AUS-, WEITER UND FORTBILDUNG

Donnerstag, 07. September, von 09:30 bis 16:30, Podcasting für Fortgeschrittenedjv-berlin.de

STELLEN / ANZEIGE

Projektleitung für angewandte Forschung und wissenschaftliche Begleitung in der Extremismusprävention (m/w/d) bei Modus – Zentrum für angewandte Deradikalisierungsforschung gGmbH politjobs.com + Strategic Partnerships Coordinator (m/w/d) bei Brand New Bundestag politjobs.com + Geschäftsführung (m/w/d*) bei netzpolitik.org politjobs.com + (Senior) Communications Manager (m/w/d) bei JoinPolitics politjobs.com + Praktikant*in (m/w/d) für den Bereich Communication & Marketing bei Brand New Bundestag politjobs.com + Referent*in für Social Media und Onlinekommunikation (m/w/d) bei Bündnis 90/Die Grünen Landtag Thüringen politjobs.com + Futurium sucht Referent Kommunikation prreport.de

JOURNALISTENPREISE

Nominierten für den Deutschen Radiopreis 2023 stehen fest: 150 Sender haben 453 Beiträge für den Deutschen Radiopreis 2023 eingereicht. In der Kategorie Beste Morgensendung ist der „Berliner Rundfunk 91.4 mit Simone Panteleit und Team“ nominiert. „Newsjunkies – verstehen was uns bewegt“ von rbb24 Inforadio hat Chancen auf den Preis für die beste Sendung. Die Sendung „FluxFM Cosmorama“ wurde in der Kategorie Bestes Informationsformat nominiert. In diesem Jahr wurde eine neue Kategorie eingeführt: Beste Musik. Ausgezeichnet werden Musiksendungen, aber auch Radiokonzerte, Live-Events oder andere Formate, die sich mit Musik beschäftigen. Der Deutsche Radiopreis wird am 7. September verliehen. radiowoche.de

FÖRDERUNGEN UND AUSSCHREIBUNGEN

Stipendien für Rechercheprojekte im Bereich Umwelt/Ökologie von Netzwerk Recherche und Olin GmbH. Es gibt keine Bewerbungsfrist. netzwerkrecherche.org

Medienkompetenz stärkt Brandenburg – Förderpreis und Anerkennungspreis 2023. Bewerbung bis zum 7. September. mabb.de

Bund fordert Qualitätsjournalismus. Bewerbung bis zum 30. September. verdi.de

Deutsche Bahn schreibt DB mobil Content-Hub aus. Bewerbung bis zum 31. August. cpmonitor.de

MIZ-Innovationsförderung. Bewerbung bis zum 3. Oktober 2023. miz-babelsberg.de

UND BIS NÄCHSTEN MONAT

„Baerbockpress“ auf Twitter muss als Parodie gekennzeichnet sein: Nachdem das Auswärtige Amt gegen den satirischen Account Baerbockpress vorgegangen ist, lautet es jetzt „Außenministerin Parody Annalena Baerbock“. Bis jetzt gab es keinen Unterschied zwischen den offiziellen Account der Außenministerin und den Satire-Account, der auch genau dieselben Fotos hatte. Verwechselungen könnten zu außenpolitische Schwierigkeiten führen. Wer den Twitter Account verwaltet steht noch nicht fest. horizont.net