Widerstand gegen Rundfunkbeitragserhöhung, Neue Digitalressorts bei der Zeit, Kraft klagt RBB an, Ogette ist Bloggerin des Jahres, Spargelessen der BPK, Döpfner und Google
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Widerstand gegen geplante Rundfunkbeitragserhöhung wächst: Die Empfehlung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs KEF für eine leichte Erhöhung des Rundfunkbeitrags ab 2025 stößt auf politischen Widerstand. Politiker verschiedener Länder lehnen eine Erhöhung ab, darunter Sachsens Medienminister Oliver Schenk. Während „ARD“ und „ZDF“ auf das bewährte Verfahren vertrauen, formiert sich Widerstand. Der Deutsche Journalisten-Verband fordert derweil Konsequenzen für Politiker, die einen Verfassungsbruch unterstützen. Auch die Arbeitsgemeinschaft der Redaktionsausschüsse des öffentlich-rechtlichen Rundfunks AGRA äußert sich entsetzt über den angekündigten Verfassungsbruch und fordert die Länderparlamente auf, der KEF-Empfehlung zu folgen. Dabei warnt AGRA vor einer Erosion journalistischer Qualität durch Sparmaßnahmen sowie nicht an die Inflation angepasste Finanzierung und betont die Notwendigkeit von Mitteln für Recherche und hochwertige Programmgestaltung. dwdl.de
„Die Zeit“ und „Zeit Online“ stärken digitale Präsenz mit neuen Ressorts und Teams: Die Medien „Die Zeit“ und „Zeit Online haben zum ersten Mai die Gründung mehrerer gemeinsamer digitaler Ressorts und Teams bekannt gegeben. Unter der Leitung von Georg Löwisch, ehemaliger Chefredakteur der Zeit-Beilage „Christ & Welt“ und Leiter des Projekts Sinn, wird das neue Ressort „Politisches Feuilleton“ täglich Debatten in Politik, Gesellschaft und Kultur mit speziellen Standpunkten und umfassenden Analysen vorantreiben. Stellvertretende Ressortleiterin wird Julia Lorenz aus dem Online-Kulturressort und Herausgeber sind Dirk Petz, Co-Ressortleiter Kultur von „Zeit Online“, sowie Laura Hertreiter, die ab dem ersten September auch Co-Leiterin des Feuilletons der „Zeit“ sein wird. Auch das Ressort „Familie“ wird im Mai starten und sich mit Themen rund um Partnerschaft, Kindererziehung und Bildung beschäftigen, geleitet von Carla Baum, bisher stellvertretende Leiterin von „Zeitmagazin Online“, und Tillmann Prüfer, bisher stellvertretender Chefredakteur bei „Zeitmagazin“. Des Weiteren werden Investitionen in neue Stellenbereiche wie Daten und Visualisierung sowie Berichterstattung zu Themen wie Künstlicher Intelligenz und Psychologie getätigt. zeit-verlagsgruppe.de
Medienstreit zwischen „Berliner Zeitung“ und dem „Tagesspiegel“: Ein kontroverser Artikel in der „Berliner Zeitung“ sorgte Ende März für Aufsehen, in dem Herausgeber Michael Maier, Chefredakteur Tomasz Kurianowicz und sein Stellvertreter Moritz Eichhorn den „Tagesspiegel“ kritisierten. Der Artikel wirft dem Konkurrenten finanzielle Schwierigkeiten vor, ohne klare Belege zu liefern. Es wird behauptet, dass die Muttergesellschaft des „Tagesspiegels“, DvH Medien, in finanziellen Nöten stecke und Hilfe bei der Finanzierung suche. Außerdem wird der „Tagesspiegel“ wegen eines bevorstehenden Kredits unter Druck gesetzt. Die „Berliner Zeitung“ verglich zudem das Tabloid-Format des „Tagesspiegels“ und der rechtspopulistischen „Kronen Zeitung“ aus Österreich. Hintergrund des Angriffs könnte eine Reihe von gegenseitigen Anschuldigungen zwischen den beiden Zeitungen sein. In dieser Hinsicht sehe die „Berliner Zeitung“ den Artikel als ein Mittel der Selbstverteidigung. Insgesamt scheint der Streit gleichermaßen ungewöhnlich und unnötig zu sein, da beide Zeitungen mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen haben und sich in unterschiedlichen publizistischen Konzepten bewegen. kress.de
Ehemalige RBB-Geschäftsführerin Edda Kraft klagt gegen Kündigung: Der RBB sieht sich mit einer weiteren juristischen Auseinandersetzung konfrontiert, während die Affäre um die ehemalige Intendantin Patricia Schlesinger noch nicht vollständig aufgearbeitet ist. Edda Kraft, ehemalige Geschäftsführerin der Vermarktungstochter RBB Media, hat Klage gegen ihre Kündigung eingereicht. Kraft, die bis November 2023 die Geschäfte des Unternehmens leitete, wurde abberufen. Der RBB bestätigte das laufende Verfahren, gab jedoch aufgrund dessen keine weiteren Details bekannt. Kraft hat beim Landgericht Berlin II beantragt, festzustellen, dass ihr Anstellungsverhältnis nicht durch Kündigung beendet wurde. Ein Verhandlungstermin steht noch aus, und Krafts Anwalt äußerte sich nicht dazu. Anja Mellage wird ab Mai alleinige Geschäftsführerin von RBB Media, nachdem sie seit November 2022 die Intendanz des Senders leitet. Die freiwerdende Stelle in der Intendanz wird vorübergehend von Verena Keysers übernommen, bis sie im Sommer öffentlich ausgeschrieben wird. dwdl.de
Berlin erhält neues Serienfestival „Seriesly Berlin“ im Herbst: Berlin wird im Herbst Gastgeber eines neuen Serienfestivals mit dem Namen „Seriesly Berlin“ sein, das am 26. und 27. September Premiere feiern wird. Das Festival wird eine Mischung aus Veranstaltungen für Fachpublikum und frei zugänglichen Screenings für die Öffentlichkeit bieten. Der Fachteil umfasst Konferenzen, Panels, Masterclasses und Netzwerkveranstaltungen für Autoren, Producer und Verwerter in Fiction und Nonfiction. Themen wie hochwertige Produktionen bei knappen Budgets, das neue Filmfördergesetz, künstliche Intelligenz und Diversity stehen im Mittelpunkt. Ziel des Festivals ist es, ein Forum für den Austausch zwischen den wichtigsten Produzenten, Sendern und Plattformen zu schaffen und Berlin als Zentrum der kreativen Industrie in Europa zu etablieren. Die Finanzierung erfolgt durch das Medienboard Berlin-Brandenburg und die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe. dwdl.de
Goldenen Blogger 2024 Ehrung für Judith Rakers und Tupoka Ogette: Bei der 17. Verleihung der Goldenen Blogger wurden Judith Rakers für ihren Gartenblog „Homefarming“ und Tupoka Ogette als Bloggerin des Jahres ausgezeichnet. Ogette, eine Rassismustrainerin und Podcasterin, setzt sich mit ihrer Arbeit für die Sensibilisierung gegen Rassismus ein. Der Sonderpreis ging an das Recherchekollektiv „Correctiv“, während Autorin Patricia Cammarata den Preis für ihr Lebenswerk erhielt und Biobäuerin Annemarie Paulsen als Berufsbotschafterin ausgezeichnet wurde. Die Veranstalter verzeichneten in diesem Jahr eine Rekordbeteiligung von 31.000 Abstimmenden und betonen die positiven Aspekte des Internets. Die Verleihung wurde durch die Unterstützung von Sponsoren wie R+V, DHL und comdirect ermöglicht.goldeneblogger.de
Lob und Ehrung bei traditionellem Spargelessen der Berliner Pressekonferenz: Die Berliner Pressekonferenz veranstaltete ihr jährliches Spargelessen im Hotel Intercontinental, zu dem Ehrengast Kai Wegner und weitere prominente Gäste erschienen. Trotz der kurzfristigen Absage einer Verkehrssenatorin Manja Schreiner verlief die Veranstaltung in geselliger Atmosphäre. Wegner lobte in seiner Rede die gute Zusammenarbeit in der Koalition und betonte die Bedeutung der Pressefreiheit. Er dankte den anwesenden Senatoren für ihre Arbeit und hob die Zusammenarbeit hervor, auch wenn es gelegentlich Meinungsverschiedenheiten gebe. Besondere Aufmerksamkeit erhielt Brigitte Grunert, eine langjährige Rathaus-Reporterin des „Tagesspiegels“, die für ihr jahrzehntelanges Engagement für die Berliner Pressekonferenz ausgezeichnet wurde. Wegner und andere prominente Gäste würdigten ihre Arbeit, während auch die ehemaligen Regierungschefs Walter Momper, Klaus Wowereit und Michael Müller anwesend waren. tagesspiegel.de
Zehn Jahre nach offenem Brief an Google-Chef warnt Matthias Döpfner vor Abhängigkeit und Überwachung: Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, veröffentlichte vor zehn Jahren einen wegweisenden offenen Brief an den damaligen Google-Vorstandsvorsitzenden Eric Schmidt. In diesem Brief äußerte Döpfner seine Sorgen über die zunehmende Abhängigkeit der Verlagsbranche von Googles Suchalgorithmus und kritisierte die marktbeherrschende Rolle des Unternehmens. Trotz der damaligen Kritik hat sich die Macht von Google in den letzten Jahren weiter ausgebaut, wie Döpfner betont. Der Umsatz des Unternehmens hat enorm zugenommen, während es den digitalen Werbemarkt dominiert. Trotzdem hat sich die öffentliche Debatte über die Regulierung und Kontrolle von Big-Tech-Unternehmen verstärkt, insbesondere in Europa. Die EU hat bereits mehrere Wettbewerbsstrafen gegen Google verhängt, aber das Unternehmen hat seine marktbeherrschende Stellung weitgehend behalten. Döpfner glaubt, dass politische Maßnahmen und eine verstärkte Regulierung notwendig sind, um den Einfluss von Unternehmen wie Google einzudämmen und die Rechte der Urheber und Journalisten zu schützen. faz.net
Redaktion von „qantara.de“ tritt zurück wegen Ausgliederungsplänen: Die gesamte Redaktion des deutsch-arabischen Online-Magazins „qantara.de“ plant, Ende Juni zurückzutreten. Grund dafür ist der Beschluss des Auswärtigen Amts, das Magazin aus der „Deutschen Welle“ auszugliedern und dem Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart übertragen. Die Redaktion sehe dadurch ihre Unabhängigkeit bedroht und fürchte um die Zukunft des Mediums. „qantara.de“, gegründet als Reaktion auf die Anschläge vom 11. September 2001, wurde als Instrument der „Soft Power“ eingeführt, um Deutschlands Ruf in der arabischen Welt zu verbessern. Trotz Zusicherungen des Auswärtigen Amts, dass die Finanzierung und Unabhängigkeit gesichert bleiben, befürchtet die Redaktion eine Entpolitisierung des Magazins. Kritiker befürchten, dass das Auswärtige Amt versucht, „qantara.de“ stärker unter seine Kontrolle zu bringen. Der geplante Rückzug der Redaktion stößt auf Protest, da „qantara.de“ eine kritische und universalistische Stimme in der Region ist. taz.de
Rückgang der verkauften Auflage und Anstieg bei den digitalen Abonnements: Die verkauften Auflagen von deutschen Zeitungen zeigen weiterhin einen deutlichen Rückgang, insbesondere bei den großen überregionalen Titeln. „Bild“, „Süddeutsche Zeitung“ und „Frankfurter Allgemeine“ verzeichnen Abnahmen in den Kategorien Abos und Einzelverkäufe. Die „Welt“ hingegen verzeichnet einen Anstieg um 23,6 Prozent, hauptsächlich aufgrund digitaler Abonnements. Bei den Wochen- und Sonntagszeitungen gibt es einige Gewinner wie „Die Zeit“, „Wochentaz“, „Junge Freiheit“ und „Das Parlament“, die Zuwächse verzeichnen. Allerdings erlebt „Bild am Sonntag“ mit einem Rückgang um 36,2 Prozent einen starken Einbruch, hauptsächlich bedingt durch das Ende der Sonntagszustellung. meedia.de
Seit der Gründung vor 45 Jahren hat sich die „taz“ fortlaufend verändert. Die Gründungsidee der „taz“ war es, eine alternative Stimme zu etablieren, die sich von anderen Zeitungen abhebt und sich kritisch mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzt. Heute strebt die „taz“ danach, ein Stachel im Fleisch der Gesellschaft zu sein und radikale Positionen zu vertreten. Dabei sieht sie sich mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Während einige Redakteure argumentieren, dass die „taz“ weiterhin eine wichtige Rolle bei der Aufdeckung sozialer Ungerechtigkeiten und der Förderung linker Utopien spielt, gibt es auch Bedenken hinsichtlich ihrer Identität und Ausrichtung. Einige sehen die „taz“ als zu angepasst an den Mainstream oder als zu vorsichtig im Umgang mit radikalen Positionen. taz.de
Die Teilnahme von Ex-„Bild“-Chef Julian Reichelt an der Diskussionsrunde „Mehr als Nische? Journalismus von außen“ bei den Medientagen Mitteldeutschland sorgt schon im Vorfeld für Kontroversen. Dabei zog die ursprünglich vorgesehen Diskussionsteilnehmerin Anna Hunger ihre Zusage zurück. Die Runde bestehend aus Reichelt, „n-tv“-Geschäftsführer Hans Demmel und Mitbegründerin der Wiener Zeitung „Falter“ Barbara Tóth wurde von Journalistin Ulrike Simon moderiert. Die Diskussion verlief schnell hitzig, verlor sich in Streitgesprächen und kam immer wieder vom eigentlichen Thema ab. Trotz der Bemühungen von Simon endete die Debatte nach 60 Minuten ohne klare Erkenntnisse. mdr.de
Kurzmeldungen
- Der moderne Umbau vom Studio des Nachrichtenmagazins „rbb24 Brandenburg aktuell“ hat begonnen und soll bis zum Sommer fertiggestellt sein. rbb-online.de
- Social Media-Chef Morten Wenzek des „Tagesspiegel“ empfiehlt Nutzung von Memes für journalistische Inhalte, Links in der Instagram-Bio und Vorsicht bei der Nutzung von TikTok für planbare Reichweite. kress.de
- Anne Will startet wöchentliches Podcast-Format „Politik mit Anne Will“ mit „Spiegel“-Chefredakteurin Melanie Amann als ersten Gast. shz.de
- Der Beuth Verlag wird in „DIN Media“ umbenannt und betont damit die enge Zugehörigkeit zur DIN-Gruppe. dinmedia.de
Köpfe
- Energiepolitik-Experte Karsten Wiedemann wird neuer Redaktionsleiter bei „Tagesspiegel Background Energie und Klima“. tagesspiegel-gruppe.de
- NDR-Moderatorin Lena Mosel und Moderator der ARD-Sendung „Live nach Neun“ Tim Schreder verstärken das Moderationsteam von Phoenix. dwdl.de
- Table Media-Führungskraft Fabian Löhe wird Managing Editor beim „Süddeutsche Zeitung Dossier“. kress.de
- Ehemalige NDR-Korrespondentin Anna Engelke übernimmt die Leitung der Gemeinschaftsredaktion Radio im ARD-Hauptstadtstudio. presseportal.de
- Sebastian Oswald kehrt zurück zum Berliner Rundfunk 91.4 und übernimmt Nachmittagssendung. radiowoche.de
- Jaques Schuster rückt an die Spitze der „Welt am Sonntag“ und wird Mitglied der Chefredaktion der Welt-Gruppe. kress.de
- Leiterin des Wirtschaftsressorts der RTL News Susanne Althoff wird stellvertretende Chefredakteurin bei „ntv“. media.rtl.com
- Danyal Alaybeyoglu verlässt die ETL-Group und macht sich mit „DA-Global“ selbständig. da-global.de
Projekte und Recherchen
Internationales Symposium beleuchtet prekäre Lage im Journalismus: Ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstütztes Symposium, nahm die prekäre Situation im Journalismus unter die Lupe. Das Symposium, das von der Bayerischen Landesmedienanstalt ausgerichtet wurde, widmete sich dabei vor allem dem internationalen Vergleich. In Deutschland wurde ein monatliches journalistisches Einkommen unter 1388 Euro als akut prekär eingestuft, insbesondere wenn keine Nebeneinkünfte vorhanden sind. Dies betrifft vor allem freie Journalistinnen, die signifikant weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Obwohl sich laut einer Umfrage etwa 57 Prozent der Befragten nicht in einer prekären Situation befinden, äußerten viele dennoch Bedenken bezüglich ihrer Zukunft im Journalismus. Dieser wird oft als elitärer Beruf angesehen, den sich nur wenige leisten können. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde vorgeschlagen, dass journalistische Projekte vermehrt auf Gemeinnützigkeit und Crowdfunding setzen sollten. Eine vergleichende Studie unter Beteiligung von Forschern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beleuchtete die Arbeitsbedingungen von Journalistinnen und Journalisten in diesen Ländern. Dabei wurden Unterschiede in Bezug auf Teilzeitbeschäftigung, Einkommen und Sicherheit der Beschäftigung festgestellt: Während es in der Schweiz insgesamt mehr Teilzeitbeschäftigte im Journalismus gibt, verdienen Freiberufler in der Schweiz und in Österreich deutlich weniger als in Deutschland. Dennoch machen sich die meisten Journalisten in Österreich wenig Sorgen um die Sicherheit ihres Jobs. mmm.verdi.de
Reportererfahrungen aus Peking: Kampf gegen die chinesische Firewall: Während der Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz nach China erlebte Jan Dörner, Chefreporter der „Berliner Morgenpost“, wie schwer es ist, die chinesische Firewall zu umgehen. Die chinesischen Behörden gelten als streng in Bezug auf Internetkontrolle und Spionage. Viele Journalisten, darunter auch der Dörner, mussten spezielle Vorkehrungen treffen, um sicher zu kommunizieren und Artikel nach Deutschland zu schicken. Trotz dieser Maßnahmen stieß der Dörner allerdings auf zahlreiche Probleme, wie das plötzliche Löschen seines Mail-Accounts und Schwierigkeiten beim Zugriff auf ausländische Webseiten. Trotzdem fand er Wege, seine Berichte nach Deutschland zu übermitteln, doch die genauen Methoden behält er aus Sicherheitsgründen für sich. morgenpost.de
Forum
Jan Mönikes ist „Netzpolitiker der ersten Stunde“, studierte Politik- und Rechtswissenschaften und ist heute Partner bei der Sozietät Schalast & Partner Rechtsanwälte mbB in Berlin. Er ist spezialisiert auf IT-, Medien- und Vereinsrecht und berät in schwierigen Fragen an der Schnittstelle zwischen Recht, Politik und Medien, aber auch als Justitiar eine Reihe von Vereinen und Verbänden, darunter den BdKOM, den Bundesverband der Personalmanager oder internationale Organisationen wie das CERN. Er ist zudem Lehrbeauftragter der Brandenburgischen Technischen Universität in Cottbus und der Quadriga Hochschule in Berlin.
Womit beschäftigt sich ein Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht?
Es ist ein sehr breites Feld, dass eigentlich nahezu alle Aspekte der Tätigkeit kreativer Berufe umfasst. Medien und Musik, Verlage und Kunst, Internet und Menschenwürde – oft geht es um Themen von Sachen, die man nicht „anfassen“ kann und ist daher rechtlich ziemlich abstrakt. Mein persönlicher Schwerpunkt allerdings liegt auf den Bereichen Internet-, Medien- und Presserecht, dort insbesondere auf die Wahrung von Persönlichkeitsrechten und Datenschutz. Diese Themen sind angesichts der digitalen Transformation und der damit verbundenen rechtlichen Herausforderungen in meinen Augen besonders relevant. Natürlich kommen immer mal auch interessante Urheberrechtsfragen, Vertrags- oder Lizenzangelegenheiten zu einem – das macht bei mir persönlich aber nicht den Schwerpunkt meiner juristischen Tätigkeit aus.
Wozu würdest Du als Jurist Journalistinnen und Journalisten in der täglichen Arbeit raten?
Thesenjournalismus vermeiden, besser stets die journalistische Sorgfaltspflicht wahren und Informationen unvoreingenommen und sorgfältig prüfen, bevor man sie verbreitet. Man wird „Hate Speech“ und „Fake News“ im heutigen Tempo der Medienwelt nicht erfolgreich bekämpfen, wenn der „Qualitätsjournalismus“ nicht mit gutem Beispiel vorangeht. Ein gesunder Respekt vor der Relativität von „Wahrheit“, vor Urheber- und Persönlichkeitsrechten ist daher auch in der „digitalen“ Berichterstattung wichtig. Glaubwürdigkeit und Professionalität erkennt man auch dort immer noch daran, dass sich Journalisten nicht gemein machen mit einer Sache – auch nicht mit einer guten.
Gibt es einen skurrilen Fall, der uns erheitern könnte?
Ja, natürlich einige. Aber über die eigenen Fälle darf man als Anwalt ja nicht sprechen und über die der anderen Kollegen spricht man nicht…
Foto: Henrik Strohmeyer
BEST PRACTICE
RTL Deutschland und dpa entwickeln KI-gestütztes Redaktionstool: RTL Deutschland und die Deutsche Presse-Agentur haben gemeinsam ein neues Redaktionstool namens „KI-assistierter Newsdesk“ entwickelt. Diese Web-App nutzt künstliche Intelligenz, um Journalisten dabei zu unterstützen, die Relevanz von Agenturmeldungen im dpa-Feed zu analysieren und Textelemente vorzuschlagen. Das System soll dabei helfen, Nachrichten schneller zu bewerten und individuelle Bearbeitungen im Sprachstil von „ntv.de“ vorzuschlagen. Die Verantwortung für die Entscheidungen im Produktionsprozess bleibt jedoch bei den Redakteuren. Die „ntv“-Programmgeschäftsführerin Sonja Schwetje betont, dass das Tool es den Journalisten ermöglicht, Nachrichten präziser zu analysieren und relevante Informationen schneller aufzubereiten. Astrid Maier von der dpa hebt zudem hervor, dass solche Co-Creation-Projekte dazu beitragen, die eigenen Dienste zukunftsfähig zu machen und die Auslieferung von dpa-Daten für maschinelle Auswertungen zu verbessern.dwdl.de, media.rtl.com
TikTok-Publishing Manager Karsten Samland über Medien-Kooperationen und Erfolgsfaktoren: Auch wenn TikTok in erster Linie eine Entertainment-Plattform ist, ist sie für den Journalismus nicht weniger relevant. Fast alle Jugendlichen in Deutschland ist auf der Plattform unterwegs und immerhin jeder vierte Deutsche benutzt die App mindestens einmal im Monat. Laut Karsten Samland, Head of Publisher Management bei TikTok Deutschland, schätze TikTok hochwertige Inhalte von Medienunternehmen und unterstütze diese beim Einstieg auf die Plattform. TikTok bevorzugt dabei hochqualitative Videos, die von der Community gut aufgenommen werden. Samland hebt hervor, dass TikTok eine Entertainment-Plattform ist, bei der die Community die Inhalte bestimmt. Erfolgreiche Accounts wie @fcbayern und @TheVoiceKids zeigen, wie Unternehmen die Community unterhalten und begeistern können. Samland erklärt, dass die Vielfalt der Inhalte auf TikTok durch die Aktivität von Menschen, Unternehmen und Medien zunimmt. Er betont, dass TikTok keine eigene Redaktion aufbauen möchte, da die Community die Inhalte bestimmt und dies sich als Erfolgsgarant erwiesen hat. kress.de
Hälfte der deutschen Verlage sind Opfer von Cyberangriffen: Eine neue Untersuchung offenbart, dass die deutsche Medienlandschaft vermehrt unter Cyberangriffen leidet. Laut einer Studie des Medienverbands der freien Presse, in Zusammenarbeit mit KPMG und dem Institut für digitales Management und neue Medien der Universität München, wurden in den letzten zwölf Monaten rund 50 Prozent der befragten Verlage Ziel von Cyberattacken. Die Studie, an der 118 deutsche Verlage teilnahmen, zeigt, dass Cybersicherheit für etwa 75 Prozent der Unternehmen von sehr hoher Priorität ist. Viele investieren etwa ein Prozent ihres Jahresumsatzes in IT-Sicherheit. Trotz dieser Investitionen werden die Angriffe häufiger und erfolgreicher: Fast 40 Prozent der Betroffenen mussten mindestens einen erfolgreichen Angriff hinnehmen, was schwerwiegende Auswirkungen auf ihre Geschäftstätigkeit hatte. Besonders verbreitete Angriffsmethoden sind Phishing, Ransomware und Datenlecks. Die meisten Medienhäuser haben daraufhin ihre Sicherheitsmaßnahmen überprüft und verstärkt, da sie eine Zunahme der Bedrohungen in den nächsten Jahren erwarten. Verlagshäuser sind vor allem aufgrund ihres umfangreichen Datenbestands, ihres Erpressungspotenzials und der Glaubwürdigkeit ihrer Marken attraktive Ziele für Cyberkriminalität. tagesschau.de
Herausforderungen und Chancen in der Klimaberichterstattung:
In den Nachrichten häufen sich Berichte über Wetterextreme und Naturkatastrophen, die direkt auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Doch diese Berichterstattung kann bei vielen Menschen Gefühle der Hilflosigkeit und Frustration hervorrufen, was sogar zur Nachrichtenvermeidung führen kann. Özden Terli, Meteorologe beim ZDF, betont jedoch die Bedeutung von Meldungen zu Extremwetterereignissen, um die Öffentlichkeit zu warnen. Dabei geht die Verantwortung des Journalismus über das reine Berichten hinaus, da der Klimawandel alle Lebensbereiche betrifft. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Art der Berichterstattung. Emotionen spielen eine Schlüsselrolle, um das Bewusstsein für den Klimawandel zu schärfen und Verhaltensänderungen zu fördern. Jedoch mangelt es oft an einer umfassenden Berichterstattung über Lösungen und konkrete Handlungsoptionen. Journalisten wie Claudia Reiser vom MDR setzen auf eine praxisnahe Berichterstattung, die den Alltag der Menschen mit dem Klimawandel verbindet. Dieser Ansatz könnte dazu beitragen, komplexe Zusammenhänge transparent zu machen und zu verdeutlichen, wie jeder Einzelne einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. mdr.de
TERMINE
Der Medienkongress 2024 steht dieses Jahr unter dem Motto „Blick nach vorn – 75 Jahre Pressefreiheit“. Es werden 300 Vertreter zum gemeinsamen Netzwerken, Diskutieren und der Verleihung des Pressefreiheitspreises erwartet. Die Veranstaltung beginnt am Donnerstag, 6. Juni 2024, mit der Mediennacht der freien Presse im Spindler und Klatt in Berlin und setzt sich am Freitag, 7. Juni 2024, mit Keynotes und Diskussionen zum Thema Zukunft der Medien in derselben Location fort. mvfp.de
- BJS Lunch Lecture: KI und Text – von der Themenfindung bis zur Veröffentlichung
Dienstag, 28. Mai 2024, ab 12:30 Uhr. berliner-journalisten-schule.de - Media Innovation Breakfast des MIZ
Dienstag, 28. Mai 2024, ab 8 Uhr, Alex Berlin. miz-babelsberg.de
AUS-, WEITER UND FORTBILDUNG
Das Webinar „KI: Ethik, Recht, technische Schwächen bei ChatGPT und Co.“ der ARD und ZDF-Medienakademie stellt die Nutzung von KI im Journalismus in den Vordergrund. Themen sind die Einsatzfelder und Herausforderungen von KI-Tools im journalistischen Alltag. Das Webinar richtet sich an Mitarbeitende aus Redaktionen, die sich für automatisierte Prozesse unter anderem bei der Themenfindung, Formatentwicklung und Recherche interessieren. Die Veranstaltung findet am Mittwoch, 29. Mai 2024 ab 9 Uhr statt. ard-zdf-medienakademie.de
Bei der #krassmedial-Sommerakademie steht dieses Jahr die Berichterstattung in unruhiger Zeit im Vordergrund. In Workshops zu Tiktok und Telegram, antisemitischen Narrativen, Recherchen internationaler Geldflüsse und konstruktiver Lokalberichterstattung lernen Medienmacher, wie sie gesellschaftlich relevante Themen recherchieren und der Polarisierung der Gesellschaft etwas entgegensetzen können. Die Sommerakademie findet von Samstag, 06. Juli 2024 ab 12 Uhr, bis Sonntag, 07. Juli 2024 13 Uhr, im Clara-Sahlberg-Bildungszentrum in Berlin-Wannsee statt. mvfp.de
- Praktikum Unternehmenslobbying / Public Affairs bei der DHL Group
- Redakteur:in (m/w/d) beim Zentrum Liberale Moderne
- Praktikant:in (m/w/d) im Bereich Public Affairs bei Bertelsmann
- Referent:in (m/w/d) für die politische Interessenvertretung – Schwerpunkt private Altersvorsorge und Vertriebsregulierung beim Verband öffentlicher Versicherer (VöV) e.V.
- Büroleitung im Arbeitsbereich Politik und Kampagne (m/w/d) in Elternzeitvertretung bei der SPD-Bezirk Hannover
Journalistenpreise
Der deutsche Preis für Klimajournalismus würdigt herausragende Beiträge zur Klimaberichterstattung in verschiedenen Medienformaten und fördert die Qualität des Klimajournalismus in Deutschland. Er wird in den Kategorien „Hauptpreis“, „Investigativ“ und „Lokal“ vergeben, jeweils dotiert mit 2.000 Euro, sowie einen undotierten Ehrenpreis für besonderes Engagement im Bereich Klimajournalismus. Einsendeschluss ist Freitag, 31. Mai 2024. klimajournalismuspreis.de
Der deutsche Menschenrechts-Filmpreis wird an Regisseure und Autoren verliehen, die sich in ihren Kino-, Fernseh- und Filmproduktionen herausragend mit dem Thema Menschenrechte auseinandersetzen. Die Filme tragen zum Verständnis der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte bei, leisten einen Beitrag zu aktuellen Menschenrechtsdebatten und würdigen das gesellschaftspolitische Engagement der Filmemacher. Einsendeschluss ist Samstag, der 15. Juni 2024. menschenrechts-filmpreis.de
Förderungen und Ausschreibungen
Das Media Founders Program des MIZ Babelsberg und dem MediaTech Hub Accelerator unterstützt Projektteams von der Produktentwicklung bis zur Gründung als junge Unternehmen in Berlin-Brandenburg. Bewerben können sich Teams, deren Projekte einen technischen Innovationswert haben und die den Journalismus und die Medienwelt zukunftsfähig machen. Zudem sollte das Vorhaben bestehen, ein Geschäftsmodell zu entwickeln und zur Lösung aktueller Branchenherausforderungen beizutragen. Bewerbungen für die nächste Förderrunde sind bis Sonntag, 9. Juni 2024, möglich. miz-babelsberg.de
Das Journalismus-Stipendium von „German Dream“ und dem „Tagesspiegel“ fördert junge Menschen zwischen 19 und 29 Jahren, die Interesse am Journalismus haben und die Vielfalt in den Medien vorantreiben möchten. Das Stipendium bietet die Möglichkeit, den Traum vom Journalismus zu verwirklichen und umfasst verschiedene Bereiche wie Schreiben, Podcasting, Social Media, Datenanalyse und mehr. Formale Abschlüsse sind nicht ausschlaggebend, vielmehr zählt die Motivation der Bewerber. Bewerbungsschluss ist am Sonntag, 26. Mai 2024. germandream.de
Das „Journalist in Residence Fellowship“ ermöglicht fest angestellten und freien Journalisten einen Gastaufenthalt von sechs Wochen bis drei Monaten am Wissenschaftszentrum Berlin. Während ihres Aufenthalts verfolgen die Stipendiaten eigene Recherchen, tauschen sich mit Wissenschaftlern aus und nehmen an Veranstaltungen teil. Das Stipendium beträgt 3.500 Euro pro Monat und beinhaltet einen Arbeitsplatz sowie freien Zugang zur Institutsbibliothek. Bewerbungen für das akademische Jahr 2024/25 sind bis Freitag, 31. Mai 2024, möglich. wzb.eu
und bis nächsten Monat
Teletext feiert Comeback auf dem „Waipu.tv“ 4K Stick: „Waipu.tv“ bietet ab sofort Teletext beziehungsweise Videotext auf dem 4K Stick an, um ehemalige Kabel-Fernsehkunden anzusprechen. Obwohl Teletext ein Relikt der Vergangenheit zu sein scheint, erfreut es sich weiterhin großer Beliebtheit, mit über 10 Millionen Nutzern im Jahr 2023. Die Exaring AG, Betreiber von „Waipu.tv“, möchte damit sicherstellen, dass sich ehemalige Kabelkunden bei ihnen zuhause fühlen. „Waipu.tv“ ist derzeit der einzige bekannte OTT-Anbieter, der regulär Videotext anbietet. Durch ein TXT-Icon können „Waipu.tv“-Nutzer nahtlos vom laufenden Programm zu den Teletext-Seiten springen und dort navigieren. Der Service ist für über 40 Sender verfügbar. digitalfernsehen.de