Streit um RBB-Staatsvertrag, Politico startet, Kritik an Nius, Diskussion um Öffentlich-Rechtliche, 100 Jahre Radio, Miosga hat Redaktionsleiter

NACHRICHTEN

Streit um RBB-Staatsvertrag: Die neue RBB-Intendantin Ulrike Demmer kritisierte im Hauptausschuss des brandenburgischen Landtags, dass mit den kleinteiligen Vorschriften der Staatsferne nicht mehr genüge getan würde. Der neue Staatsvertrag würde den RBB komplizierter und teurer machen und würde dem Staat mehr Zugriffsrechte einräumen. Sie fordert eine Beteiligung des Senders an den Planungen. Medienstaatssekretär Benjamin Grimm und der Ausschussvorsitzende Daniel Keller sehen eine Gefahr des Eingriffs in die Rundfunkfreiheit nicht. tagesspiegel.de

  • RBB-Freie warnen vor Staatsvertrag; Freien-Vertreter Christoph Reinhardt spricht von staatlichem Mikromanagement. spiegel.de
  • RBB überarbeitet Spesen-Vorschriften. handelsblatt.com
  • Entscheidung des Landgerichts Potsdam: RBB muss anwaltliche Compliance-Berichte herausgeben. rbb24.de
  • Arbeitsgericht weist Klage ab: Kündigung von Juristischer Direktorin des RBB ist rechtens. n-tv.de

Kamerateam von Welt bei Dreharbeiten bedroht: Um Reaktionen auf den Angriff der Hamas auf Israel einzufangen, drehte ein Kamerateam in Neukölln. Dabei wurde es von einer Gruppe junger Männer und einer Frau bedroht, umzingelt und gezwungen, Videomaterial zu löschen. Der Kameramann fühlte sich körperlich bedroht und löschte das Material; eine Konversation mit den Angreifern sei nicht möglich gewesen. kress.de, welt.de

  • Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt fordert „politische Aufklärung“ des Vorfalls. meedia.de

Politico startet in Deutschland mit Berlin Playbook: Pioneer-Vize Gordon Repinski soll zu Politico wechseln; General Manager wird Cecil von Busse, bislang bei Insider in New York. Politico gehört zu Axel Springer; schon im Sommer hatte Konzernchef Mathias Döpfer den Start in Deutschland angekündigt. Der täglich Politik-Newsletter soll exklusiven Nachrichten, Insider-Einblicken zu den Macht­spielen hinter den Kulissen und einer Prise Humor liefern. meedia.de, new-business.de

Axel Springer hat ein Vorkaufsrecht bei Gabor Steingart. kress.de

Michael Bröcker wird Chefredakteur von Table.Media: Dass er die Gangway von MediaPioneer zum Jahresende das letzte Mal heruntergeht, ist schon länger bekannt. Nun ist klar, dass Bröcker bei Table.Media anheuert. Das Medienunternehmen von Sebastian Turner veröffentlicht digitale Briefings zu verschiedenen Themen, u.a. China-Table oder das Late-Night-Memo. Gründungs-Chefredakteurin Antje Sirleschtov wird Mitherausgeberin. „Ohne Antje Sirleschtov gäbe es das Segment der Deep-Journalism-Professional Briefings in Deutschland nicht.“, sagt Table-Media-Gründer Sebastian Turner. dwdl.de, meedia.de

Landesmedienanstalt MABB setzt Jugendrat ein. evangelische-zeitung.de

Recherche-Methoden von Nius in der Kritik: Das rechtspopulistische Angebot Nius hat vor einem Flüchtlingswohnheim in Berlin Bewohner angesprochen und mit einem Beitrag vermittelt, dass Migranten eine umfassende Zahnbehandlung bekommen würden. Zapp rekonstruiert, wie Nuis vorgegangen ist. Einer der Protagonisten berichtet, dass er die Zahnprophylaxe selbst gezahlt hat. teilweise mit Geld seiner Eltern aus Venezuela; er fühlt sich missverstanden und vorgeführt. Während Nius erklärt, ihre Reporter hätten offen gelegt, für wen sie arbeiten, bestreiten das Bewohner und Mitarbeiter des Wohnheims. ndr.de, uebermedien.de

  • Nius darf zukünftig nicht mehr Verdächtigungen gegen Jan Böhmermann und das Innenministerium behaupten, in der Causa Schönbohm kooperiert zu haben. dwdl.de

Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze unterliegt Nius: Nius-Chefredakteur Julian Reichelt hatte behauptet, dass Deutschland 370 Mio. Euro Entwicklungshilfe an die Taliban zahle. Dies wollte das Ministerium verbieten lassen, weil das Geld ausschließlich regierungsfern über die Weltbank, UN-Organisationen und Nichtregierungsorganisationen die afghanische Bevölkerung unterstütze. Das Landgericht lehnte ab, es handle sich bei der Aussage um eine vom Grundgesetz geschützte Meinungsäußerung. faz.net

Prignitz-Kurier erscheint nur noch als E-Paper: Seit Oktober druckt die „Märkische Allgemeine Zeitung“ die Ausgabe für die Prignitz nicht mehr. Grund sind die hohen Zustellkosten für die rund 2.800 Abonnenten. Die Madsack Mediengruppe spricht von einer Zukunftsregion für digitalen Regionaljournalismus und kündigt an, dass weitere Regionen folgen werden. Die Entscheidung gegen Print sei aber kein Rückzug aus aus der Fläche. Man investiere mehr als eine halbe Million Euro, um den digitalen Lokaljournalismus in der Region auszubauen. horizont.net, deutschlandfunk.de, tagesspiegel.de

Res Publica Verlag wechselt Vermarktungspartner: „Cicero“, „Monopol“ und die Fachzeitschrift „Die Architekt“ werden seit Oktober von Kontor M Medienvermarktung aus Hamburg vermarktet. Bislang lies sich Res Publica von Inspiring Network vermarkten, die zu Emotion gehören und im Juni Insolvenz anmelden mussten. new-business.de

Diversity in Redaktionen: In den Führungsetagen gebe es immer noch viel zu wenig Diversity, der die Demokratie vor dem Rechtsruck rettet, sagte die Zweite-SWR-Chefredakteurin Marieke Reimann bei der Jahreskonferenz der „Neuen deutschen Medienmacher*innen“. Der freie Berliner Journalist Mohamed Amjahid warnte, dass Vielfaltsdiskurse strukturelle Probleme kaschierten und als Argument dafür diene, auch menschenfeindliche Meinungen zu veröffentlichen. mmm.verdi.de

Electrive-Chef Peter Schwierz überarbeitet Markenauftritt von Electrive. Der unabhängige Online-Dienst für E-Mobilität, Electrive erreicht über Newsletter, Webseite, Twitter, Facebook, Instagram, LinkedIn und YouTube sein Publikum; über 30.000 Newsletter-Abonnenten und 1,2 Millionen Seitenaufrufe. Der neue Auftritt ist aufgeräumter und luftiger, auch das Videoformat „eMobility update“ erscheint im neuen Look. Den Dienst gibt es auch in englischer Sprache. electrive.net

Sachsen-Anhalt Staatskanzleichef und Kultusminister Rainer Robra behauptete in der „Magdeburger Volksstimme“, dass bei den Öffentlich-Rechtlichen fast 80 Prozent der Programmkosten in die überdurchschnittlich teuren Formate bei Sport und Unterhaltung fließen würden. Der Blick in den 23. KEF-Bericht zeigt ganz andere zahlen: Das Erste investierte ein Drittel des Programmbudgets in Sport und Unterhaltung, das ZDF rund 23 Prozent und die Dritten knapp 18 Prozent. Noch nicht mal alle drei Zahlen addiert ergeben 80 Prozent. Der Glaubwürdigkeit von Robra hat es jedenfalls nicht genutzt. tagesspiegel.de

KURZMELDUNGEN

Deutsche Journalisten-Verband startet Informationsportal für freie Journalistinnen und Journalisten. freien.info

DJV wählt beim Verbandstag vom 5. bis 7. November neuen Bundesvorstand. djv.de

Antidiskriminierung-Beauftragte Ferda Ataman fordert Bundesregierung zum Verlassen von X auf. table.media/berlin

MABB-Medienrat vergibt UKW-Frequenzen erneut an Radio Paradiso. radiowoche.de

Unbefristete Zulassung für „Radio Teddy“ in Hessen. radiowoche.de

Videotechnologieunternehmen Connatix hilft Axel Springer bei der Video-Monetarisierung. new-business.de

BEWEGUNGSMELDER

Maximilian Bitter steigt aus Auto Bild-Chefredaktion aus. kress.de

Stern-TV-Chef Stephan Kittelmann wechselt als Redaktionsleiter zu Caren Miosga. medieninsider.com

Reporter-ohne-Grenzen-Geschäftsführer Christian Mihr wechselt als Generalsekretär dem neu gebildeten vierköpfigen Geschäftsleitungsteam von Amnesty International. reporter-ohne-grenzen.de

Filipp Piatov wird stellvertretender Leiter des Politik-Ressorts bei Bild. twitter.com

Florian Schmidt führt Recherche-Ressort bei t-online. kress.de

PROJEKTE UND RECHERCHEN

100 Jahre Radio: In 15 Episoden beleuchtet die Reihe „Radio macht Geschichte“ die Entwicklung von der ersten Sendung am 29. Oktober 1923 aus dem Berliner Vox-Haus bis zu den heutigen Audio-Angeboten, streift dabei Piratensender, Radio-Propaganda oder die Nachtprogramme. Der Podcast ist eine Gemeinschaftsproduktion von RBB Kultur, SWR Wissen und MDR Kultur. ardaudiothek.de

FORUM

Diesen Monat haben wir mit dem von der DJV-Spitze scheidenden Vorsitzenden Frank Überall gesprochen. Neben seiner Verbandsarbeit ist der Politologe auch Professor an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft, Mitglied in der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland und nicht zuletzt als Journalist, u.a. für den WDR.

Sie treten nicht erneut an. Wie ist ihre Bilanz der vergangenen Jahre als DJV-Chef?

Acht Jahre durfte ich an der Spitze des DJV stehen, Deutschland größter Gewerkschaft der hauptberuflichen Journalistinnen und Journalisten. Wir sind eine wahrnehmbare Stimme in Gesellschaft, Medien und Politik geworden. Wichtig war es neben Tariffragen, sich für Pressefreiheit und gegen Angriffe von Medienschaffende einzusetzen. Ich denke, in all diesen Bereichen haben wir als Team gemeinsam viel erreicht.

Ihre Prognose: Wie werden sich die Medien in den kommenden Jahren entwickeln und was bedeutet das für Journalisten und Journalistinnen?

Wir erleben multiple Herausforderungen: Die Demokratie erscheint in Gefahr, seriöser Journalismus wird von interessierten Kreisen in Misskredit gebracht. Dagegen müssen wir kämpfen. Und wir müssen nach Modellen suchen, wie Journalismus künftig finanziert werden kann und anständige Arbeitsbedingungen für die redaktionell Tätigen bietet.

Was sind Ihre Pläne? Was werden Sie in Zukunft machen?

Nach Jahren des beruflichen Hybrid mit Gewerkschafts-Engagement und wissenschaftlicher Professur habe ich vor, mich wieder voll und ganz auf den aktiven Journalismus zu konzentrieren. Mit meinem Buch-Talk im journalistischen Digitalverlag Kivvon (kivvon.com) habe ich dazu erste Weichen gestellt. Wie mein künftiges berufliches Tätigkeitsfeld konkret aussehen wird, werde ich bei meiner Abschiedsrede beim DJV Anfang November bei unserem Verbandstag in Magdeburg erläutern.

TERMINE

DJV-Bundesverbandstag 2023, 5. bis 7. November 2023, Maritim Hotel, Magdeburg djv.de

AUS-, WEITER UND FORTBILDUNG

KI im journalistischen Tagesgeschäft: Nach wie vor sei seine wichtige KI Google im journalistischen Alltag, obwohl Christian Stöcker Geld für einen GPT-Pro- und einen Midjourney-Pro-Account ausgibt. Werkzeuge wie Chat-GPT werden irgendwann so selbstverständlich nutzen wie Google, prognostizierte er bei der DJV-Tagung Besser Online in Wuppertal. In der journalistischen Arbeit werden generische Aufgaben verschwinden, was mehr Zeit für echte journalistische Arbeit bringen wird; aber KI habe kein Verständnis oder Einsicht. Er plädiert für eine Kennzeichnungspflicht, wenn KI zum Einsatz kommt. journalist.de

Onlineseminar: Urheber- und Vertragsrecht. Mittwoch, 18. Oktober, 13 Uhr. djv-berlin.de

JOURNALISTENPREISE

BDZV-Nachwuchspreis „New(s)comers Best 2023“ ausgezeichnet zum Thema „Protest! – Aufmerksamkeit in der Gesellschaft finden.“ bdzv.de

FÖRDERUNGEN UND AUSSCHREIBUNGEN

Voices of Brandenburg will journalistische Nachwuchstalente aus dem Land Brandenburg mit einem Coaching-Programm fördern. mabb.de

Deutsche Games-Förderung im internationalen Vergleich. goldmedia.com

UND BIS NÄCHSTEN MONAT